Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielten die selbstgebastelten Kalender Konkurrenz in industriell gefertigten Produkten. Der Buchhändler Gerhard Lang kam 1903 auf die Idee, einen Kalender als lithografisches Druckblatt gestalten zu lassen und dieses im Verlag von Friedrich Reinhold in München zu verlegen. Im folgenden Jahr erschien so ein Adventskalender dann als Beilage im „Neues Tagesblatt und Generalanzeiger für Stuttgart und Württemberg“. Die Werbebeigabe erfreute sich so großer Beliebtheit, dass von 1908 bis 1938 jährlich unterschiedliche Kalender herausgegeben wurden, die seit den 1920er-Jahren auch Kalendertürchen erhielten. Schnell erkannte man, dass sich die Adventskalender auch dazu eigneten, Produktwerbung und weltanschauliche Inhalte zu verbreiten. So wurde der Adventskalender zwischen 1933 und 1945 unter anderem dazu genutzt, um die nationalsozialistische Ideologie in den privaten Bereich zu tragen. Ebenso wie andere Propagandamaterialien sollten die Adventskalender den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbau veralltäglichen, zu dem der omnipräsente Militarismus ebenso gehörte wie die Verdrängung der Religion. Auf den Adventskalendern waren dementsprechend nicht Engel oder Weihnachtsmänner, sondern völkische Motive, Soldaten, Panzer und Kriegsschiffe abgebildet. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Papier knapper, ab 1940 durften nur noch sehr holzhaltiges Papier und Karton für die Herstellung der Kalender verwendet werden, bis der Druck dann völlig eingestellt wurde.
Wie groß das Bedürfnis und die Sehnsucht nach der Rückkehr zu einer unbeschwerten und besinnlichen Weihnachtszeit nach dem Krieg gewesen sein mag, lässt sich anhand des vorliegenden Kalenders erahnen. Ab Oktober 1945 erhielten die Verlage in allen Besatzungszonen von den Alliierten ihre Drucklizenzen zurück. Über den Peter Hartmann Verlag finden sich allerdings nur wenige weitere Informationen. Wann und von wem dieser gegründet wurde, lässt sich leider derzeit nicht sagen. Anhand eines Eintrages in dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (vgl. Sächsisches Staatsarchiv, Bestand 21765) lässt sich lediglich nachvollziehen, dass der Verlag um 1945 die Verlagsbuchhandlung von Eberhard Ritter von Riewel übernommen hat. Interessanterweise führen weitere Nachforschungen zu von Riewel zu einem Gerichtsprozess im Jahr 1944. In diesem wurden er und zwei weitere Beklagte der Korruption bezichtigt und verurteilt (die Urteile konnten aus unterschiedlichen Gründen aber nicht vollstreckt werden). Ob hinter dem Peter Hartmann Verlag lediglich ein Strohmann von Eberhard Ritter von Riewel steckte oder aus welchen Gründen von Riewel die Verlagsbuchhandlung verkaufte, ist derzeit noch ungeklärt. Auch über das Verlagsprogramm des Peter Hartmann Verlags lässt sich derzeit noch nichts sagen.