Alles -meier, oder was?

28.01.2020

Einband der Publikation "Brenninkmeyer, Langemeyer, Tassemeier. Die Hof- und Familiennamen auf -meier im Tecklenburger Land".

Christof Spannhoff

Sie begegnen fast überall in Westfalen – auf Hinweisschildern, Werbebannern, LKW-Aufschriften, Klingelschildern, Werbetafeln, Leuchtreklamen und auf Straßenschildern: Namen mit der Endung ‑meier. Der Phantasie scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein. Von Alteruthemeyer über Grotemeyer, Kiffmeyer und Sellmeier bis hin zu Tassemeier und Wermeyer scheinen alle nur denkbaren Varianten als Zusammensetzungen mit -meier oder -meyer vorzukommen.

In früheren Zeiten gab es noch nicht sehr viele von ihnen. Der Meier (von lateinisch maior = ‚der Größere‘) hatte in der mittelalterlichen Gesellschaft eine herausgehobene Stellung inne. Er war der leitende Wirtschafter auf einem Herrenhof, dem zumeist mehrere abhängige Bauernhöfe zugeordnet waren. Dieser Meier trieb für den Grundherrn die Abgaben ein und übernahm verschiedene Verwaltungsaufgaben.

Trotz der verhältnismäßig großen Seltenheit der Position, kommen Hof- und Familiennamen mit der Endung -meier in Westfalen, und hier wiederum vor allem im nördlichen Teil vom Lipperland bis zum Tecklenburger Land, besonders häufig vor.

Wie anhand von sogenannten Schatzungsregistern, also vormodernen Steuerlisten, festgestellt werden kann, bilden sich diese Namen beziehungsweise Namenkomposita erst ab dem 15. Jahrhundert heraus. Vorher waren sie quasi unbekannt. Zugleich scheint es so, als haben die Hof- und Familiennamen auf -meier mit den eigentlichen Meierhöfen recht wenig zu tun. Warum kam es dann aber seit dem ausgehenden Mittelalter zu der vermehrten Bildung von Namen mit der Endung -meier – ein Prozess, den der Historiker Roland Linde als „Vermeierung“ bezeichnet hat? Und welche Bedeutung respektive Herkunft haben die zahllosen Erstglieder?

Diesen Fragen spürten sechs Referentinnen und Referenten im Rahmen eines Symposions nach, das am 16. November 2018 in der Draiflessen Collection in Mettingen vor circa 120 Zuhörern stattgefunden hat. Dessen Ergebnisse sind nun in einem Sammelband mit dem Titel „Brenninkmeyer, Langemeyer, Tassemeier. Die Hof- und Familiennamen auf -meier im Tecklenburger Land“ erschienen.

Dass die Tagung in der 2009 gegründeten Draiflessen Collection in Mettingen stattfand, ist natürlich kein Zufall – ist das gemeinnützige und öffentliche Museum doch die private Initiative einer bekannten Unternehmerfamilie, die ebenfalls einen Namen der hier betrachteten Kategorie trägt: Brenninkmeijer. So nimmt es denn nicht wunder, dass auch der ursprünglich in Mettingen entstandene Familienname Brenninkmeyer einen prominenten Platz im Tagungsband hat.

Die Publikation ist vergleichend angelegt und befasst sich daher neben dem im Titel geführten Tecklenburger Land auch mit den Nachbarregionen: den Niederlanden, dem Ems- und Münsterland sowie Ostwestfalen. Die überregionale Ausrichtung zeigt sich zudem darin, dass der Band in drei Sprachfassungen (Deutsch, Englisch, Niederländisch) erschienen ist. Die Beiträge sind deshalb nicht nur sprachwissenschaftlich angelegt, sondern versuchen sich auch dem historischen Phänomen der Namen auf -meier durch verschiedene Zugriffe zu nähern. Das wird auch an der Autorenschaft deutlich, die sich aus Sprachwissenschaftlern, Historikern und Volkskundlern/Kulturanthropologen zusammensetzt.

 

Aus dem Inhalt

Einleitung

Sebastian Schröder: Das Tecklenburger Land: Herrschaft – Wirtschaft – Religion

Sebastian Kreyenschulte: Grundstrukturen der ländlichen Gesellschaft

Josef Bröker: Zur Bedeutung des Hof- und Familiennamens Brenninkmeyer

Christof Spannhoff: Die Namen auf -meier in der ehemaligen Grafschaft Tecklenburg

Peter Ilisch: Mittelalterliche Meierhöfe im Münsterland

Roland Linde: Namen und Gesellschaft im Wandel: Die Vermeierung der ländlichen Hof- und Familiennamen in Lippe

Andreas Eiynck: -meier-Namen in Schapen und im südlichen Emsland

Ann Marynissen: Familiennamen mit dem Grundwort -meijer im niederländischen Sprachraum

 

 

Bibliographische Angabe

Brenninkmeyer, Langemeyer, Tassemeier. Die Hof- und Familiennamen auf -meier im Tecklenburger Land, hrsg. v. d. Draiflessen Collection, bearb. v. Kai Bosecker und Christof Spannhoff, Mettingen 2019.

Zu beziehen sind die drei Sprachfassungen des Bandes bei der

Draiflessen Collection

Georgstr. 18

D-49497 Mettingen

Tel.: +49. (0) 5452. 91 68-0

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