Andreas Eiynck
Entschied sich eine Frau im 19. Jahrhundert gegen den gewöhnlichen Lebensweg als Hausfrau und Mutter, dann blieben ihre Lebensperspektiven gleichwohl sehr eingeschränkt. Sie konnte als „Tante“ im elterlichen Haushalt bleiben und als Haushaltshilfe oder Näherin arbeiten, bei entsprechender Ausbildung den Beruf der Lehrerin einschlagen oder ein Leben als Ordensschwester wählen.
Zahlreiche neue Orden boten im 19. Jahrhundert die Aussicht auf eine gute Ausbildung und eine interessante berufliche Perspektive in Schulen, Krankenhäusern oder anderen Sozialeinrichtungen. Dafür wurden allerdings der Verzicht auf die Ehe sowie die Verpflichtung zu einem Leben in Armut und Gehorsam gefordert. Gegenüber einem Leben als Bäuerin, Heuerlingsfrau oder Fabrikarbeiterin wirkte diese Lebensperspektive auf manche junge Frauen äußerst attraktiv und die Elternhäuser unterstützten ihre Töchter in dem Bewusstsein, zur Ordensfrau berufen zu sein. Ein „Kind für die Kirche zu geben“ galt als besondere Auszeichnung und ein Pastor, ein Pater oder eine Nonne in der Verwandtschaft steigerten das Ansehen der ganzen Familie.