„Aprilsonne und Jugendfreundschaften haben selten lange Halt“
Bauernregeln im Archiv für Alltagskultur
Kim Wessel
Bevor die Meteorologie wissenschaftlich fundierte Aussagen über Klima und Wetter ermöglichte, stützten sich Vorhersagen auf Beobachtungen, die in Kalendern oder in Form von Merksätzen festgehalten oder mündlich weitergegeben wurden. Als Wetterpropheten galten in vergangenen Jahrhunderten unter anderem Schäfer, die sich bei ihren Prognosen auf Wind, Wolken, Luftveränderungen und das Verhalten der Schafe stützten. Daran angelehnt ist auch die in Hennen (Märkischer Kreis) verzeichnete Redensart "De Schöper hödt" ("Der Schäfer hütet"), wenn die sogenannten Schäfchenwolken am Himmel zu sehen waren.
Festgehalten wurden die Wetter- und Klimabeobachtungen oft in Form von sogenannten Bauernregeln. Diese waren weit verbreitet und zum Beispiel auch im antiken Rom und Griechenland oder in Vorderasien bekannt. Bauernregeln lassen sich in drei Kategorien unterteilen: „Wetterregeln“, die das Wetter der nächsten sechs bis zwölf Stunden vorhersagen, die „Witterungsregeln“ als langfristige Vorhersagen und die „kalendergebundenen Klimaregeln“, bei denen es um die durchschnittlichen jährlichen Witterungsabläufe geht. Eine Wetterregel ist beispielsweise „Ein Ring um den Mond, der Regen drin wohnt.“ Eine Witterungsregel lautet „Liegt nach Sonnenuntergang über Flüssen, Bächen und Wiesen ein dichter Nebel, so ist anhaltend schönes Wetter zu erwarten.“ In manchen der Gewährsleuteberichte, die im Archiv für Alltagskultur archiviert sind, finden sich auch ein paar Regeln, die aus dem Rahmen zu fallen scheinen. So heißt es, dass es in Lavesum (Kreis Recklinghausen) Regen gebe, „wenn man die sechs Kilometer entfernte Oberhauser-Rheinbahn hören könne“. In dieser Regel dokumentiert sich eine Beobachtung, deren Ursache wohl in einem sich verändernden Luftdruck liegt. Er brachte nicht nur Regen, sondern im Vorfeld auch eine veränderte Akustik.