Kathrin Hüing
„Hagedorn ist jetzt auch wieder in Dülken eingetroffen, nachdem er 8 Tage im […] Lazarett war. Inzwischen hat er allerdings wieder Pech gehabt. Er wurde in eine Schlägerei verwickelt, und hat ein dickes Auge und einen Brummschädel davon getragen.“ (K02451.0795, Feldpostbrief von Willy Beckers an Familie Beckers vom 17.02.1939)
Geschichten über den Kameraden Hagedorn und andere Kameraden prägen die Feldpostbriefe von Willy (Wilhelm) Beckers an seine Familie in Rheine. Sie dienten wohl dazu, vom Gräuel des Krieges abzulenken und der Front ein menschliches Gesicht zu geben. Willy Beckers und sein Bruder Rudolf dienten in der Wehrmacht als Kraftfahrer und Funker. Ein umfangreiches Konvolut aus über 1300 Briefen, Dokumenten und Schriftstücken, datiert auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählt über den Werdegang und den Fronteinsatz der Brüder und das Leben der Familie in der Heimat.
Willy Beckers wurde 1913 geboren, ging in Rheine zur Schule und lernte Textil- und Einzelhandelskaufmann. Die Familie Beckers betrieb am Markt in Rheine ein Wäschegeschäft, welches auch in den Briefen immer wieder erwähnt wird. Während seiner Jugend war Willy bei den Pfadfindern. Anhand der Briefe und Dokumente im Bestand lässt sich nachverfolgen, dass er 1935 in den Reichsarbeitsdienst eintrat und ab 1939 Angehöriger der Wehrmacht wurde. Dülken im Kreis Viersen, wo sich der Kamerad Hagedorn sein dickes Auge abgeholt hatte, war für Willy nach Glogau und Köln die dritte Station. Danach wurde er unter anderem in Frankreich, Polen, Bulgarien, Griechenland und zuletzt in Russland eingesetzt. Seine in den Briefen formulierten Berichte sind häufig vom Alltagsgeschehen in den Quartieren der Soldaten geprägt, wie auch ein Brief zu Beginn von 1940 bezeugt:
„Meine Lieben,
Es ist Montag Mittag nach Dienstschluss. Wir sitzen in unserem Saal und trinken Kaffee, während ein Kamerad von uns auf seiner Ziehharmonika Nachmittagskonzert macht. Gestern bin ich glücklich um ½ 2 Uhr in meinem Quartier gelandet.“ (K02451.0806, Feldpostbrief von Willy Beckers an Familie Beckers vom 21.02.1940).