Archivbestände vorgestellt: Kriegspfarrer Johannes Onkels

28.07.2020 Niklas Regenbrecht

Brief aus dem Personenbestand Onkels, Johannes, Archiv für Alltagskultur in Westfalen. Foto: Regenbrecht/LWL.

Niklas Regenbrecht

Johannes Onkels war von Juli 1941 bis Februar 1942 katholischer Kriegspfarrer im Lazarett Smolensk-Nord im heutigen Russland. Von dort benachrichtige er Angehörige über eine Verwundung oder den Tod eines Soldaten. Die Antwortbriefe, die Familienangehörige an ihn zurückschickten, zum Teil auch sich daraus entwickelnder Briefverkehr, wurden von Onkels gesammelt. Im Januar 1989 gab Johannes Onkels die Briefe selbst an das damalige Archiv der Volkskundlichen Kommission für Westfalen zur Archivierung und Erforschung ab. Heute bilden diese Briefe einen Personenbestand im Archiv für Alltagskultur in Westfalen. Es handelt sich um 465 Briefe in 357 Verzeichnungseinheiten, die vollständig digitalisiert sind. Sie datieren auf den Zeitraum 1941 bis 1943 und sind chronologisch geordnet. Zusammengehörige Briefe sind zusammen abgelegt.

Die Briefe weisen einige Gemeinsamkeiten auf: Die Angehörigen bedanken sich für die Nachricht des Pfarrers und drücken ihre Erleichterung darüber aus, dass ihr Angehöriger im Beisein eines katholischen Priesters sowie mit den Sterbesakramenten versehen sterben konnte. Sie bitten meist um genauere Angaben zu den Verletzungen und Todesumständen. Oft wird auch nach einer Fotografie des Grabes gefragt. Aus einigen längeren Korrespondenzen lässt sich schließen, dass Onkels über längere Zeit Kontakt zu den Familien hatte und auf ihre Bitten, v.a. nach Fotografien, wenn möglich eingegangen ist. Einige Angehörige luden den Pfarrer auch zu sich nach Hause ein. Der Glaube als Stütze beim Kriegsverlust eines Familienmitglieds ist ein übergreifendes Thema der Korrespondenzen. Einige Briefe wurden initiativ, teilweise auch von anderen Pfarrern oder Militärangehörigen mit der Bitte um Informationen über einen Soldaten an Pfarrer Onkels verschickt.

Johannes Onkels wurde 1910 in Bochum geboren. Er wuchs in Emden und Coesfeld auf und studierte in München und Münster. Im Jahr 1936 wurde er zum Priester geweiht. Nach dem Dienst als Kriegspfarrer und längerer Kriegsgefangenschaft war Onkels seit 1958 Pfarrer in Rosendahl-Darfeld im Kreis Coesfeld. Er starb 1995.

Der Bestand lädt zur näheren Erforschung ein, beispielsweise in Bezug auf Fragen wie Angehörige mit Verwundung, Tod und Kriegsgewalt umgingen, auf Fragen nach Religiosität im Krieg oder zur Rolle von Kriegspfarrern in der Zeit des Nationalsozialismus.

Personenbestand Onkels, Johannes, Archiv für Alltagskultur in Westfalen, K01111.

Hagemann, Norbert: 25 Jahre Pfarrer in Darfeld, in: Jahrbuch Kreis Coesfeld 1983, S. 118.