„Auskehr des Häßlichen“, Teil 1.
Historischer Lichtbildervortrag zur Ortsbildpflege im WHB-Bildarchiv
Dorothee Jahnke
Bis Ende 2019 war ich als studentische Volontärin in der Kommission Alltagskulturforschung beschäftigt. Zusammen mit Gitta Böth habe ich dort an der Komplettaufnahme des WHB-Bildarchivs gearbeitet. Drei Archivfunde aus unterschiedlichen Teilen dieses Bestandes ergeben zusammen einen historischen Lichtbildervortrag zur Ortsbildpflege in Westfalen.
Den Anfang machten sechzehn Karteikarten, die nicht zum Rest der Foto-Sammlung aus dem Bildarchiv des Westfälischen Heimatbundes zu passen schienen. Sie sind deutlich kleiner als die anderen Karten des Bestandes – nur Din A6 statt Din A4. Auch farblich stechen sie hervor. Was hat es damit auf sich?
Wie die meisten Bildkarten der Foto-Sammlung bestehen auch diese aus jeweils einem auf Pappe aufgeklebten Foto nebst (wenigen) Metadaten. In der linken oberen Ecke ist jedoch - abweichend von den anderen Bildkarten - eine rote Zahl aufgestempelt worden; in der rechten Ecke ein roter Kreis. Auf der Rückseite jeder Karte klebt ein schreibmaschinengeschriebener Text. Es fehlen jegliche Informationen zum Verfasser des Textes, zum Fotograf oder zur Herkunft der Karten und Fotos. Es gibt nicht einmal einen Aufdruck, der auf den WHB als ‚Besitzer‘ hinweist.
Nummerierte Bilder, erläuternde Texte – schnell lag der Verdacht nahe, dass es sich um Handkarten zu einem Vortrag handeln könnte. Immerhin verlieh der Westfälische Heimatbund zahlreiche Dia-Reihen, oft mit den nötigen Vortragstexten. Sie konnten beispielsweise von Heimatvereinen für gesellige Veranstaltungen bestellt werden.
Aber zu welchem Vortrag hatten diese Karten gehört? Handelte es sich tatsächlich nur um einen einzelnen Vortrag, oder vielleicht sogar um mehrere? Und was hat es mit den roten Kreisen auf sich? Welche Rückschlüsse erlauben die Karten?