Kurz gefasst geht es in der kleinen Ausstellung, die vom 6. bis zum 15. Februar 2020 in der Synagoge in Coesfeld zu sehen ist, um Menschen. Sie haben ihre Heimat freiwillig oder gezwungenermaßen verlassen, wurden deportiert, interniert, vertrieben, gerettet oder eingeschleust, sie kamen aber auch irgendwo und irgendwann an, haben sich eine neue Heimat erobert, noch einmal neu angefangen – teilweise mehr als einmal.
Für die Publikation „Sie sprechen aber gut deutsch“ hat die Journalistin Ulla Wolanewitz Menschen mit Migrationsgeschichte, Vertriebene, Spätaussiedler, Zwangsarbeiterinnen und Flüchtlinge nach ihren Geschichten gefragt und sie in einem 175 Seiten umfassenden Bändchen veröffentlicht. Zehn dieser Lebensgeschichten finden sich nun einer Ausstellung wieder, die die Zeit zwischen dem Ausgang des Zweiten Weltkriegs und 2015 umspannt.
Flucht, Vertreibung und Migration werden in der Ausstellung nicht als zahlenmäßige Phänomene geschildert, die letztlich abstrakt bleiben, sondern als persönliche Schicksale. Hier wird eine Ebene geschaffen, die von der Besucherin Verstehen und Anteilnahme, Interesse und Sich-Einlassen verlangt. Manche der Geschichten sind vielfach erzählt worden, andere waren lange verdrängt oder sind noch nie erfragt worden. Allen gemeinsam ist die Erfahrung von Grenzsituationen, die sich tief eingeprägt und dem Leben eine andere Richtung gegeben haben.