Andreas Eiynck
Der Auslöser für den heutigen „Belecker Sturmtag“ ist ein Kapitel westfälischer Landesgeschichte pur. Während der „Soester Fehde“ (1444–1449, es ging um die Freiheit der Stadt Soest gegenüber dem Erzbischof von Köln) überfielen die Truppen der Stadt Soest immer wieder die Kleinstädte des Erzbischofs im Herzogtum Westfalen. Am 8. Mai 1448, dem Mittwoch vor Pfingsten, bestürmten etwa hundert Soester Soldaten zum wiederholten Male den Flecken Belecke bei Warstein, der damals Stadtrechte besaß und befestigt war.
Soweit ist es historisch verbürgt. Der Überlieferung nach wollten die Angreifer die Stadtmauer überwinden und die Stadttore aus den Angeln heben. Doch die Verteidiger boten an diesem Tage alles auf, um den Angriff abzuwehren. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Erzählungen über dieses historische Ereignis immer weiter ausgeschmückt und um viele Details ergänzt. So heißt es in einem heimatkundlichen Beitrag des Pfarr-Propstes Carl Boekler von 1855: „Die auf den Sturmleitern befindlichen Feinde wurden mit vielen Steinen, mit siedendem Brei, gekocht von den Frauen, glühendem Sand und herbeigeholten Bienenstöcken, die ihnen auf die Köpfe geschlagen wurden, zurückgeworfen“ (S. 356).
Tatsächlich mussten die Angreifer sich erfolglos zurückziehen und hatten sogar zwei Tote zu beklagen. Dieses Schicksal traf aber auch den Belecker Bürgermeister Wilken, der bei der Verteidigung der Stadt getötet wurde: „Am tapfersten kämpfte der damals regierende Bürgermeister namens Wilken, der sogar eine schon am obern Theile der Stadtmauer wehende feindliche Fahne ergriff, sie dem Fahnenträger entriß, jedoch gleichzeitig durchbohrt von einem feindlichen Pfeile von der Mauer todt unter seine Mitbürger niedersank“ (Boekler, S.357).