Die eine Tafel zeigt eine längere niederdeutsche Inschrift. Die Buchstabengetreue Abschrift lautet:
IN DER TIT WOR WAR
ANNO 1575 IAR VP
SIMI IW DEN DACH GRO [T]
SCHADEN TO METELE
SCHACH IT IS AL SO VO[R]
WAR ACHTESTIGE HW-
SE BRANDEN DAR UPS
TIT ERS AN GON DE KERCKEMI.
BRM
In dem Text steckt ein Reim, der bei entsprechender Wortumstellung deutlich wird:
IN DER TIT WOR WAR
ANNO 1575 IAR
VP SIMI IW DEN DACH
GRO[T] SCHADEN TO METELE SCHACH
IT IS AL SO VO[R] WAR
ACHTESTIGE HWSE BRANDEN DAR
VPS TIT ERS AN GON DE KERCKEMIS.[SE]
BRM*
Die wörtliche Übersetzung lautet:
In der Zeit wo war
Anno 1575 Jahr
Auf Simon Judas den Tag
Großer Schaden zu Metelen geschah
Es ist also für wahr
Acht Stiegen Häuser brannten da
Zur Zeit bevor anfing die Kirmess
BRM*
* Von Bramer gedeutet als: Bürgermeister und Rat von Metelen
Demnach brannten am Festtag Simon und Judas (28.10.), einem traditionellen Kirmestermin in Westfalen, das Dorf Metelen nieder. Die Zahl der abgebrannten Gebäude lag, je nach Lesart des Zahlwortes ACHTESTIGE bei 80 (Achtestig) oder 160 (achte Stige = 8 x 20, 1 Stiegen = 20). Das dürfte wohl der größte Teil des damaligen Stiftsdorfes Metelen gewesen sein. Ein sogenanntes „Kollektenbuch“ aus den Jahren 1575 und 1576 mit einem Verzeichnis der Hilfeleistungen für die vom Brand geschädigten ist im Gemeindearchiv in Metelen bis heute erhalten. Schon am 29. Oktober brachten Abgesandte aller umliegenden Ortschaften Hilfsgüter jeder Art. Der Schreiber verzeichnete auf 24 Seiten eines Heftes in niederdeutscher Sprache sorgfältig jeden Eingang mit Angabe der Herkunft.
Die sogenannte Brandtafel ist eingerahmt von Gesimsen und Pilastern mit einer einfachen Dekoration im Renaissancestil. Offensichtlich war die Tafel ursprünglich nicht einfach in die Wand eines Fachwerkhauses eingemauert, sondern gehörte in einen kleinteiligen architektonischen Zusammenhang, etwa einen Erker oder eine große Kamineinfassung.