Eine Hochzeit bot immer auch Gelegenheit zu zeigen, was man hatte. Dazu gab es reichlich (mehr oder weniger subtile) Möglichkeiten – angefangen von der Aussteuer über das Brautkleid, die Anzahl der Gäste oder das Hochzeitsmahl bis hin zu der Größe der Kapelle und die Menge an Getränken. Eine dieser Möglichkeiten zur Repräsentation war die Brautbutter, die als Nachahmung höfischer Punkkultur des 17./18. Jahrhunderts eingeordnet werden kann. In adeligen und bürgerlichen Kreisen war diese Form der Zurschaustellung von Überfluss längst unüblich geworden; auf dem Land konnte sie sich offenbar noch eine Weile behaupten. Das lag im Wesentlichen daran, dass die Hochzeitgeschenke auf dem Land als ein Beitrag zur Feier galten. Deshalb wurden sie auch nicht am Tag der Hochzeitsfeier, sondern bereits im Vorfeld überreicht. Für die übergebene Butter bedeutete dies, dass der Teil, der nicht zur Dekoration des Brauttisches vorgesehen war, zur Herstellung der Speisen und Backwaren für die Hochzeitsfeier genutzt werden konnte.
Die als Tischschmuck verwendete Brautbutter hingegen war sichtbares Symbol dafür, dass man über die für die angemessene Beköstigung der Gäste erforderliche Menge an Butter verfügte und es sich darüber hinaus leisten konnte, fünf bis sieben Pfund Butter zu einem Dekorelement des Ehrentisches zu verarbeiten, das während der Hochzeitsfeierlichkeiten gar nicht zum Verzehr vorgesehen war. Was geschah danach mit der Brautbutter? In Catenhorn bei Rheine wurde sie zum Beispiel nach der Hochzeit an die Köchin verschenkt.