Lukas Ortwig
Im Oktober 1899 brach in Südafrika der Zweite Burenkrieg aus. Großbritannien kämpfte gegen die Buren, die Nachfahren der europäischen Kolonisten zumeist niederländischer Herkunft. Diese forderten mehr Rechte und Unabhängigkeit gegenüber den vor allem an den Bodenschätzen (Diamanten- und Goldbestände) interessierten Engländern. Der Krieg löste in der deutschen Gesellschaft eine anglophobe Stimmung aus, die sich partei- und klassenübergreifend bis zur Befriedung des Konfliktes verfestigte. Wie keine andere Verbandsorganisation verstand es der im April 1891 in Berlin gegründete „Allgemein Deutsche Verband“ (ab 1894: Umbenennung in „Alldeutscher Verband“), sich als zentraler Vertreter der rechten Oppositionen im Deutschen Kaiserreich zu positionieren. Zu den Kernanliegen des radikalnationalistischen Verbandes zählten die Stärkung des Deutschtums, der Ausbau der kaiserlichen Marine sowie die Ausweitung der deutschen Weltmachtstellung. Besonders während des Zweiten Burenkrieges (1899-1902) wurde die vermeintliche sozialdarwinistische Attitüde der „Stammverwandtschaft“ mit der burischen Ethnie von den Verbandsfunktionären postuliert.