Der Überlieferung nach brachten die Könige dem Kind Myrrhe, Weihrauch und Gold. Und so trägt der eine König ein Weihrauchfässchen, während der zweite einen großen Behälter hält, der reich mit Perlen geschmückt ist. Rechts vorn steht der dritte König, der in der Hand eine große, goldverzierte Krone trägt, die für das Jesuskind bestimmt ist. Hinter ihm, in der Ecke, steht der Heilige Josef, gekennzeichnet durch seine schlichte Kleidung und einen Heiligenschein aus Goldpapier.
Im Giebel des Kastens mit den drei Königen schweben wiederum drei Engel. Sie sind ähnlich gestaltet wie die Engel im ersten Kasten, aber reicher ausstaffiert. In den Händen halten sie zwei Schriftbänder auf denen steht: „Gloria in excelsis deo“ (Ehre sei Gott in der Höhe) sowie „et terra pax homini bona voluntatis“. (und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind).
Der Herstellungsort der beiden Kastenkrippen ist unbekannt. Die Gehäuse wurden sicherlich von einem Schreiner gearbeitet. Die Figuren und die Staffage stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einer Klosterwerkstatt, in der Paramente hergestellt wurden. Nur in den klösterlichen Nähschulen verfügte man über die nötigen Fähigkeiten zu derart feiner Stick- und Näharbeit und hier waren auch die verwendeten Perlen, Goldspiralen und Goldplättchen in Gebrauch, aus denen in den Klöstern im Münsterland Trachtenhauben hergestellt wurden.
Die Krippenkästen wurden in der Weihnachtszeit vermutlich in der Hospitalkapelle auf dem Altar vor dem Tabernakel aufgestellt. Sie sind ein Beleg für eine barocke Frömmigkeit, bei der die Veranschaulichung des biblischen Geschehens eine große Rolle spielte. Nach der Aufhebung des Heilig-Geist-Spitals und der Umnutzung der Kapelle als Lagerhaus gelangten die Kastenkrippen dann an die Familie Lammersmann und wurden dort über viele Generationen in der Weihnachtszeit als Hauskrippen aufgestellt. Durch einen glücklichen Zufall hat das Haus Lammersmann, später Sielemann, mit seinem umfangreichen historischen Inventar trotz seiner Lage im Stadtzentrum die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden. Die Familie Sielemann übergab die Krippen schließlich dem Stadtarchiv Coesfeld.
Literatur:
Paul Engelmeier: Die Weihnachtskrippe in der Münsterländer Volkskunst. In: Die Weihnachtskrippe 12, Regensburg 1936, S. 22-30.
Franz Krins: Beiträge zur Geschichte der Weihnachtskrippe in Westfalen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 23, 1977, S. 279-301.