Airport art, auch Touristenkunst oder Souvenirkunst genannt, bezeichnet sowohl materielle als auch immaterielle Dinge, welche speziell für Tourist:innen produziert wurden/werden und auf stereotypen Vorstellungen von einem Land und seinen Einwohnern beruhen. Sie haben mit der lokalen oder regionalen Kunst des jeweiligen Landes wenig oder gar nichts zu tun. „Airport“ – Flughafen - steht hier einerseits als Synonym für das Reisen, andererseits auch als Verkaufsort für die Objekte und Leistungen. Die unter dieser Bezeichnung zusammengefassten Kunstgegenstände zeichnen sich durch das Verlassen der regionalen Grenzen, eine Stereotypisierung in der Darstellung, die Reduzierung auf wenige prägnante Motive, Inhalte und Formen sowie die Veränderung in Größe und Material aus. Im Gegensatz dazu bezeichnet „Souvenir“ die durch Erinnerung geprägte Beziehung zwischen Gegenstand und Besitzer:in. Die ständige Abrufbarkeit von Emotionen und Erinnerungen verleiht Souvenirs ihren Charme und ihre individuelle Bedeutung. Die Grenzen zwischen Airport art und Souvenir sind, wie in diesem Fall auch, oft fließend.
Bereits im 19. Jahrhundert wurden Skulpturen und Objekte aus Holz und Metall in großen Mengen aus West- und Zentralafrika nach Europa verbracht. Dort wurden sie sowohl von Privatpersonen als auch von Museen gesammelt und ausgestellt. Sie wurden dort vielfach zu Belegen kultureller Überlegenheit umgedeutet. Bereits 1914 kritisierte der französische Ethnologe Arnold van Gennep die unwissenschaftliche Vorgehensweise der Sammler:innen/Käufer:innen und die Konsequenzen für das lokale Kunsthandwerk. Durch den wachsenden Abnahmemarkt, hauptsächlich in Europa, entstanden im Laufe der Zeit Veränderungen im lokalen (Kunst-)Handwerk. Lokal ansässige Kunsthandwerker formten schon um 1900 Objekte nach Bewertungskriterien von Fremden, die als Kolonisator:innen, Missionare/Missionarinnen oder Reisende ins Land gekommen waren. Vor allem seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sorgte der Ferntourismus für die noch stärkere Umstellung des Marktes auf die Bedürfnisse und Erwartungen von Touristen; die Kunsthandwerker:innen versuchten aus finanziellen Gründen, den Vorstellungen der Tourist:innen möglichst zu entsprechen. Durch die Entstehung eines Marktes rund um Airport art und Souvenirs wichen über Generationen überlieferte Kulturfertigkeiten, Kreativität und künstlerische Freiheit einer massenhaften Herstellung stereotyper Artefakte. Daraus entstand eine partielle Abhängigkeit der lokalen Kunsthandwerksszene von Tourist:innen.
Die kleine Ebenholzfigur aus der Wohnung von Herrn K. ist ein Beispiel für die Verflechtung von Airport art und Souvenir. Für Herrn K. ist sie ein Andenken an einen Urlaub in Frankreich. In Gestalt dieser Ebenholzfigur, die sich vereinfachter kultureller Zuweisungen bedient und diese somit reproduziert, werden aber auch rassistische und stereotype Bilder in nachkolonialer Zeit fortgeführt und verbreitet.