Mareen Averbeck
Den Ausdruck „Kohlenklau“ assoziieren viele vielleicht als Erstes mit dem Diebstahl von Kohle in der Notlage der unmittelbaren Nachkriegszeit, dabei wurde er schon früher geprägt, als zentraler Begriff einer nationalsozialistischen Propagandakampagne während des Zweiten Weltkrieges.
Als im Laufe des Krieges die Ressourcen in Deutschland immer knapper wurden und insbesondere die Kohle für die Kriegsmaschinerie in Konkurrenz mit dem Privatbedarf der Bürger stand, setzte das nationalsozialistische Regime auf rigoroses Energiesparen. Um die Bevölkerung von diesen zeitweise sehr in den Alltag eingreifenden Maßnahmen zu überzeugen und eigenständig zum Mithelfen anzuregen, wurde ab 1942 eine großangelegte Propagandaaktion gestartet, die bis zum Ende des Krieges währte.
Gesicht dieser Kampagne war die von Wilhelm Hohnhausen und seiner Stuttgarter Werbeagentur entworfene Karikatur eines Kohlendiebes, der „Kohlenklau“. Die Figur des ungepflegten dicken Mannes mit dem finsteren Blick bediente sich sowohl des Kinderschrecks „Schwarzer Mann“ als auch antisemitischer Stereotype, wobei sich insbesondere Ähnlichkeiten zu den Karikaturen von Phillip Ruprecht (1900-1925) zeigen, der unter dem Pseudonym Fips für den „Stürmer“ arbeitete. Vorgestellt wurde der „Kohlenklau“ ab Herbst 1942 in der Presse, als Bösewicht, der das deutsche Volk und insbesondere die Kriegswirtschaft schädige.