Christiane Cantauw
Eine freie Presse und eine vielfältige Zeitungslandschaft gelten als wichtige Basis für eine funktionierende Demokratie. Angesichts des Zeitungssterbens nicht nur in Deutschland und der massenhaften Verbreitung von fake news vor allem in den sogenannten sozialen Medien ist die Medienlandschaft daher ein hochaktuelles Thema. Dass sich in diesem Zusammenhang auch ein Blick in die Geschichte der Printmedien lohnt, zeigt eine Publikation des Heimatforschers Alfred Wesselmann.
In deren Zentrum stehen Lengerich und Umland, die Lokalzeitung Tecklenburger Landbote sowie der sich in deren Umfeld entwickelnde „Lengericher Zeitungskrieg“. Eng an historischen Quellen aus verschiedenen Archiven (u. a. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Stadtarchiv Lengerich, Universitätsarchiv Münster) entlang entwickelt der Autor das Bild einer ausdifferenzierten (klein)regionalen Zeitungslandschaft mit zunächst zwei Tageszeitungen und einem Sonntagsblatt. Mit der Neugründung des Tecklenburger Landboten betritt 1930 ein neuer Akteur die Bühne, der gesellschaftliche Veränderung will; ihm geht es von Beginn an nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um ideologische Einflussnahme.
Weitgehend dem chronologischen Ablauf des Geschehens folgend dokumentiert Alfred Wesselmann, wie sich eine alteingesessene Lokalzeitung, die Lengericher Zeitung, mehr oder weniger deutlich nationalsozialistisch-völkischen Positionen zuwendet, wobei die neue Zeitung, der seit dem 29. November 1930 erscheinende Tecklenburger Landbote, mit ihrer Agitation im Sinne des Tannenbergbundes diese Entwicklung sicherlich beschleunigte.