Paul Steffens
Dieser Beitrag geht aus einem Aufruf zum Thema „Koloniales Erbe vom Dachboden: angeschaut und nachgefragt“ der LWL-Kommission für Alltagskulturforschung gemeinsam mit dem Westfälischem Heimatbund (WHB) hervor. Die Menschen in Westfalen-Lippe waren in diesem Aufruf gebeten worden, privaten Besitz und private Sammlungen mit kolonialem Kontext bekannt zu geben. Im Rahmen eines Bachelor- und Master- Seminars an der Universität Münster (Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie) haben Studierende sich mit verschiedenen Artefakten aus Privatbesitz auseinandergesetzt, die als Beute, Andenken oder Geschenk ihren Weg nach Europa gefunden haben und in privaten Haushalten aufbewahrt wurden.
Der Maristenorden
Der hier untersuchte knapp 30-seitige Reisebericht der Maristenschwester Anastasia, mit bürgerlichem Namen Maria Wolterkessen, handelt von ihrem Weg in die Kolonie Deutsch-Samoa. Der Maristenorden ist ein aus Lyon, Frankreich, stammender Orden, der sich ab 1900 auch in Deutschland ausbreitete. Die erste deutsche Niederlassung war in Meppen, 25 km entfernt davon liegen Baccum und der Hof der Familie Wolterkessen. Der Maristenorden war einer der ersten Orden, die im Pazifikraum missionarisch tätig wurden. Der Orden versteht sich als „Baum mit vielen Zweigen“ und ist eigenen Aussagen zufolge heute in Asien, Afrika, Süd- und Nordamerika, dem Pazifik und in Europa aktiv. Anders als andere Missionsunternehmen fand die Mission auf den Samoanischen Inseln mit dem Ersten Weltkrieg kein Ende, sondern wurde bis heute ununterbrochen fortgeführt.