Jahresschwerpunkt 2025 Sammeln und Aufbewahren: Diakasten aus dem Besitz des Westfälischen Heimatbundes

14.02.2025 Niklas Regenbrecht

Ein hölzerner Kästen für Großbilddias.

Ann-Kathrin Holler

Nicht nur die im Archiv aufbewahrten Gegenstände, sondern auch ihre Aufbewahrung sind eine historische Quelle, die spannende Informationen über die Vergangenheit bereithält. Beim vorliegenden Objekt handelt es sich um einen von sieben hölzernen Kästen mit Großbilddias, die aus dem Besitz des Westfälischen Heimatbundes Münster stammen. Der hier vorgestellte rechteckige Holzkasten ist 20 cm lang und 10 cm hoch und enthält einen zweiten kleineren, passgenau auf den Inhalt zugeschnittenen Behälter aus Holz. Aufbewahrt wurden darin individuell gefertigte, ca. 8x8 cm große Glasplatten mit Diapositiven. Die s/w-Aufnahmen wurden im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert aufgenommen und dokumentieren das Alltagslebens der bäuerlichen Bevölkerung Ostdeutschlands und des heutigen Polens.

Interessiert hat mich an dem alten Diakasten besonders, ob es gelingen kann, diesem Objekt, zu dem es keine schriftliche Überlieferung gibt, Informationen über seinen Zweck und seine Handhabung zu entnehmen. Verschiedene Hinweise deuten darauf hin, dass es sich um eine speziell angefertigte Aufbewahrungs- und Transportkiste handelte: Die handwerklichen Details, wie der eingelassene Transportbügel aus Metall und der im Inneren befindliche, kleinere Holzkasten, der an die Größe der Dias angepasst ist, legen dies nahe. Eine Schraube sowie zugehörige Löcher zeigen, dass der Kasten verschraubt und für den Transport gesichert werden konnte. Ein auf dem Deckel aufgeklebter Zettel mit der Aufschrift „Vorsicht Glas“ forderte außerdem zu einem sorgfältigen Umgang mit dem Diakasten auf. Neben diesem Zettel findet sich auf dem Deckel ein weiteres aufgeklebtes Papier mit dem Poststempel der Stadt Dortmund, auf dem sich noch die alte, vor 1961 gültige Postleitzahl findet. Die ursprüngliche Verwendung des Diakastens muss also vor 1961 stattgefunden haben.

Weitere, auf dem Deckel angebrachte Beschriftungen geben Aufschluss über den Empfänger des Kastens. Die handschriftliche Adressierung auf dem Deckel verweist darauf, dass der Kasten per Post an die Adresse von „Herrn Studienrat Dr. Rohleder Warendorf i. W.“ geschickt wurde. Herr Dr. Franz Rohleder lebte seit 1919 in Warendorf in Westfalen und war dort als Lehrer tätig. Er war 1916 Mitbegründer des Westfälischen Heimatbundes gewesen und betätigte sich seit 1919 als engagiertes Mitglied des Heimatvereins Warendorf. Denkbar ist, dass sich Dr. Rohleder von der Geschäftsstelle des Westf. Heimatbundes Dias zusenden ließ, um mit ihnen einen Vortrag zu bebildern. Diese Annahme wird gestützt durch einen Aufkleber auf der Schmalseite des Diakastens, der den Inhalt als Dia-Serie „Aus dem Münsterland (unvollständig)“ kennzeichnet.

Offensichtlich stimmen hier Beschriftung und Inhalt des Kastens nicht überein, denn die hier aufbewahrten Dias zeigen das bäuerliche Leben in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wie zum Beispiel in Schlesien. Ob es irgendwann einmal möglich sein wird, den Verbleib des ursprünglichen Inhaltes des Kastens zu ermitteln sowie die Verwendung der vorgefundenen Serie aufzudecken, bleibt fraglich.

Die vorliegende Quelle legt nahe, dass der Westfälische Heimatbund über vorgefertigte Dia-Serien verfügte, die auf Anfrage per Post an potentielle Referenten verschickt wurden. Dass zu diesen Dia-Serien auch Vortragsmanuskripte gehörten, ist naheliegend, lässt sich aber anhand des Kastens nicht mit Sicherheit sagen.

Vorgefertigte Diaserien (und gegebenenfalls dazu gehörige Vorträge) dienten, soviel lässt sich mit Sicherheit sagen, der Popularisierung von Wissen. Eine Institution wie der Westfälische Heimatbund sorgte mit solchen Dia-Serien dafür, dass beispielsweise Bilder des Münsterlandes oder der ehemaligen deutschen Ostgebiete Verbreitung fanden und machte sich selbst zu einer wichtigen Vermittlungsagentur solcher Bilder.