Solveig Högemann
Auf Initiative des AStA der Universität Münster besetzten am 3. Oktober 1973 etwa sechzig Personen das Haus in der Frauenstraße 24. Es war bekannt geworden, dass es einen Tag später, am 4. Oktober, abgerissen werden sollte. Um dem Besitzer des Hauses, dem Immobilienmakler Hans Stürmer und dem von ihm engagierten Abrissunternehmen den Zugang zum Gebäude zu versperren und so den geplanten Abriss zu verhindern, übernachteten die Besetzerinnen und Besetzer auf Matratzenlagern.
Der Immobilienmakler Hans Stürmer hatte bereits in den Jahren zuvor für einiges Aufsehen gesorgt. Stürmer hatte ursprünglich im Bereich des sozialen Wohnungsbaus beim Regierungspräsidium Münster gearbeitet, nur um sich bald darauf als Makler selbstständig zu machen. 1971 begann er damit, zahlreiche Altbauten günstig aufzukaufen, um diese im Anschluss abzureißen und an ihrer Stelle teure Neubauwohnungen zu errichten.
Als die Mieterinnen und Mieter der Frauenstraße 24 im März 1971 erfuhren, was mit ihrem Haus geschehen sollte, begannen sie sich mit den Mieterinnen und Mietern anderer von Hans Stürmer erworbenen Häuser zu organisieren. Im Dezember 1971 gründete sich die MieterInitiative Münster, um die Abrisspläne Hans Stürmers zu stoppen. In diesem Zusammenhang drang Stürmer am 13. Dezember 1971 in die Frauenstraße 24 ein und ließ Wohnungen „unbewohnbar“ machen. So wurden Fenster und Türen zerschlagen, aber auch Toiletten zerstört. Dies war eine gängige Praxis von Immobilienbesitzern dieser Zeit, um den Wohnwert alter Gebäude zu reduzieren und so Abrisse leichter durchzusetzen.