Niklas Regenbrecht
„Der allgemein gebräuchliche ‚Palmstock‘ zu Palmsonntag wurde recht kunstvoll durch den Vater vorbereitet.“ – „Die ‚Palmen‘ hießen ‚Palmen‘ oder auch ‚Palmstöcke‘ (man sagt: ich habe einen Palmen, oder ich gehe Palmstöcke suchen, oder, für meinen Palmen gebrauche ich noch dieses oder jenes).“ – „Auch bei Gewitter pflegte man Teile des Palmbundes zur Abwendung von Blitzschlag zu verbrennen.“ – „Denn wer den längsten Stock unter dem Palm trägt, ist gewissermaßen König von der Kommunionbank.“ (Auszüge aus Berichten zum Osterbrauchtum in Westfalen, Archiv für Alltagskultur in Westfalen, MS01522, MS02526, MS02516, MS00619)
Zum Palmsonntag gehören in den katholischen Regionen Westfalens offenbar Palmstöcke. Doch wie sahen diese aus und sahen sie immer gleich aus? Woraus waren sie gefertigt? Und was machte man damit? – Fragen, die sich die volkskundliche Forschung in der Mitte des 20. Jahrhunderts intensiv zu stellen schien. Vor einem Jahr wurde an dieser Stelle über Palmsonntagsbräuche und Palmstockkulturen und insbesondere über eine Karte berichtet, die die Verbreitung verschiedener Palmstockformen in Westfalen zeigt. Sie wurde 1954 für die Volkskundliche Kommission für Westfalen erstellt und basierte auf den großangelegten Erhebungen für den Atlas der Deutschen Volkskunde (ADV) aus den 1930er Jahren.
Anfang der 1950er Jahre begann die Volkskundlichen Kommission aber auch mit eigenen Umfrageunternehmungen, die sich von der Herangehensweise des ADV unterschieden. Bis in die 1980er Jahre wurden insgesamt 46 Fragelisten an ausgewählte „Gewährspersonen“ in Westfalen versandt, die in ihren Antworten Schilderungen des alltäglichen Lebens und Brauchtums aus der Zeit zwischen 1880 und 1950 einfangen sollten. Dabei waren sie angehalten, ihre subjektiven Erfahrungen und Erinnerungen ausgiebig in eigenen Worten – und zum Teil auch in Bildern – festzuhalten.