Am 27. September 1933 wurde durch ein Übereinkommen zwischen dem ADAC und dem NSKK der deutsche Automobil-Club e. V. (DDAC) gegründet, der die teilweise seit vielen Jahrzehnten existierenden Automobil- und Motorrad-Clubs ersetzen sollte. Die offizielle Gründungsfeier des DDAC erfolgte am 30. November 1933, nachdem sich die alten Mobilclubs im Oktober 1933 selbst aufgelöst hatten. Seine politische Macht war jedoch im Gegensatz zum NSKK vergleichsweise gering; die hauptsächlichen Aufgabenfelder waren Serviceleistungen für Mitglieder, darunter juristische und technische Beratungen, Rechtsschutz, Erstellung von Gutachten, die Herausgabe von Straßenkarten und von touristischen Automobil-Reiseführern.
Zielsetzung des hier vorgestellten Reiseführers war es, den deutschen und ausländischen PKW-Reisenden Informationen über lohnende Autoreiseziele im Deutschen Reich an die Hand zu geben. Die ideologische Stoßrichtung des Handbuchs zeigt sich dabei gleich zu Beginn an einem Hitlerzitat, das dem Buch vorangestellt wurde. Auch das Geleitwort von Günther Freiherr von Egloffstein dokumentiert – so wie auch andere Textstellen – Begeisterung für den Nationalsozialismus: „Die Straßen des Führers, die des Reiches Schönheiten in ungeahntem Ausmaße neu erschließen, machen Deutschland noch mehr wie [sic!] bisher zum idealen Reiseland, und wir wollen mit diesem Buche beitragen, den Genuß der Reisen ideell und praktisch zu erhöhen.“ (nicht paginiert)
Der Aufbau des Reiseführers folgt einem im Baedeker-Verlag üblichen Schema: Nach einer Einleitung mit praktischen Tipps folgt eine ins Detail gehende inhaltliche Darstellung, in diesem Fall eine dreigegliederte Darstellung der Landschaften, Städte und Dörfer A) entlang der Reichsautobahnen und B) entlang der Reichsstraßen. In Abschnitt C) werden schließlich noch die größeren Städte und einige Landschaften vorgestellt.
Erklärtermaßen sollte „die unendliche Mannigfaltigkeit Deutschlands“ nicht wie in anderen Reisehandbüchern des Verlags ‚erwandert‘, sondern ‚erfahren‘ werden (S. V). Dazu wird eingangs ein grober Überblick über die möglichen Ziele gegeben, bei dem nach Möglichkeit auch auf die vermeintlichen Errungenschaften des Nationalsozialismus verwiesen wurde: „Vielgestaltig, ohne klar entschiedene Naturgrenzen nach allen Richtungen ausstrahlend, bildet das Deutsche Reich Mitte und Herz Europas. (…) Tiefe landschaftliche Unterschiede und die Unstetigkeit der geschichtlichen Entwicklung schufen eine Fülle von Stammeseigentümlichkeiten, die der innerste Besitz der deutschen Volksgemeinschaft geblieben sind. (…) Allenthalben tragen die großen Städte die Zeichen der weitschauenden Bauplanung des Dritten Reiches.“ (S. VII)
Über Westfalen heißt es in dieser Überblicksdarstellung: „Der Kern des südwestlich angrenzenden Westfalen ist das Münsterland, in dem malerische Wasserburgen und stattliche Gutshöfe alteingesessenes Bauerntum verkörpern. Die Provinzhauptstadt Münster, deren Reichtum an Kirchen schon den geistlichen Mittelpunkt verrät, bekommt in ihrer Altstadt durch die hochgiebeligen Laubenhäuser und die barocken ‚Höfe‘ des Landadels einen Zug ins Behagliche. Soest ist in der Geschlossenheit seines alten Stadtbildes ein wahres Kleinod und besitzt wie auch Paderborn zahlreiche schöne alte Kirchen. Im Süden der Provinz bildet das Sauerland ein waldreiches Erholungsgebiet (Arnsberg, Brilon) für das Industrierevier.“ (S. XII)
Kurzinformationen über die beste Reisezeit, das deutsche Straßennetz, die „Organisation der deutschen Kraftfahrt“ sowie Unterkünfte und Verpflegung schließen den Einleitungsteil ab.
Bezeichnend ist, dass das nationalsozialistische Vorzeigeprojekt, die deutschen Reichsautobahnen, mit zwei der bekannten Sternchen bezeichnet sind, mit denen in den Baedeker-Reisehandbüchern die Sehenswürdigkeiten kategorisiert werden. Dass Autobahnen bereits in den 1920er Jahren geplant wurden (wenn auch noch unter der Bezeichnung Kraftfahrstraße) und dass die Reichsautobahnen im Wesentlichen das Ergebnis der Arbeit von zum Arbeitsdienst zwangsverpflichteten Arbeitslosen waren, findet keine Erwähnung. Vielmehr heißt es im Text: „Die **Reichsautobahnen, ‚die Straßen Adolf Hitlers‘, deren Idee und Gestaltung unmittelbar auf den Führer zurückgeht, bilden das großartigste Bauwerk des Deutschen Reiches und schon jetzt das modernste Straßennetz der Erde. Das in der Planung etwa 10000 km umfassende, das ganze Reich überspannende Verkehrsnetz, das im Rahmen des großen Arbeitsbeschaffungsprogramms 1933 in Angriff genommen wurde (…), war Ende 1937 bereits auf 2000 km fertiggestellt und weist dem Reiseverkehr schon jetzt neue großartige Wege von eigenartiger Schönheit.“ (S. XX)