Jürgen Scheffler
Eine Quelle wie die im Blog vorgestellte Hochzeitszeitung ist auch und vor allem ein Dokument eines sozialen Netzwerks. Freunde/Freundinnen, Bekannte und Familiengehörige von Else und Gustav Maybaum haben zur „Diebischen Post“ beigetragen und damit ein Zeugnis dieses Netzwerks hinterlassen. Im Zentrum standen die beiden jüdischen Herkunftsfamilien des Brautpaares. Die regional oft weit verzweigten familiären Verflechtungen der jüdischen Familien dienten der Weitergabe von Traditionen, Mentalitäten und Werthaltungen. Was wissen wir über die Biografien von Else und Gustav Maybaum und ihren Familien? Da die Quellenüberlieferung fragmentarisch ist, bleiben viele Fragen unbeantwortet.
Else Rosenheim wurde 1891 in der kleinen lippischen Gemeinde Lüdenhausen geboren, als Tochter von Willy und Emma Rosenheim. Willy Rosenheim, geboren 1865, stammte ebenfalls aus Lüdenhausen, seine Frau Emma, geb. Gift, dagegen aus New York. Ihre Eltern waren Anfang der 1860er Jahren aus Deutschland ausgewandert. Mit ihren beiden in New York geborenen Töchtern kamen sie in den 1870er Jahren nach München zurück. Willy Rosenheim und Emma Gift heirateten 1890. Nach der Heirat zog Emma Rosenheim von München nach Lüdenhausen, wo Willy Rosenheim ein Manufakturwarengeschäft eröffnet hatte. Um 1900 zog die Familie mit ihren beiden Töchtern Else und Hannah nach Lemgo. Nach ihrem Wegzug gab es keine Juden mehr in der kleinen nordlippischen Gemeinde.