Digitales Netzwerk zur Erforschung der jüdischen Geschichte in Westfalen und Lippe

29.04.2025 Niklas Regenbrecht

Florian Steinfals

Das Interesse an der Geschichte der Jüdinnen und Juden in Westfalen und Lippe ist seit vielen Jahren groß: Immer neue Projekte, Veranstaltungen und Ausstellungen, die dem Erinnern und Gedenken, der jüdischen Alltagskultur und dem Zusammenleben vor Ort gewidmet sind, werden in der Region initiiert. Angesichts ihrer Vielzahl ist es kaum möglich, den Überblick zu behalten. Für die Veranstalter:innen und Projektinitiator:innen ist es zudem teils ein mühseliges Ringen um Sichtbarkeit,  Resonanz und um Austausch mit anderen Forschenden. Darauf hat die Historische Kommission für Westfalen mit einem neuen Online-Angebot reagiert: das digitale Netzwerk zur Erforschung der jüdischen Geschichte in Westfalen und Lippe.

Die Historische Kommission und die Erforschung der jüdischen Geschichte

Die Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte in Westfalen und Lippe ist eine feste Konstante im Arbeitsprogramm der Historischen Kommission für Westfalen. Einen ersten Niederschlag fanden die Bemühungen der Kommission 2005 in der Publikation „Jüdische Quellen zur Reform und Akkulturation der Juden in Westfalen“ von Arno Herzig. Mit dem vierbändigen „Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe“ legte die Historische Kommission das Grundlagenwerk zur jüdischen Geschichte in der Region vor. Dem Handbuch, das den damaligen Forschungstand (2008/–2016) dokumentiert und mittlerweile digital vorliegt, folgten das Orts- und das Personenregister sowie Nachträge zu weiteren Forschungen. Darüber hinaus veröffentlichte die Historische Kommission Publikationen wie das „Verzeichnis der von den Juden des Königreichs Westphalen angenommenen Familiennamen“ oder „Jüdinnen und Juden in den Schatzungs- und Geleitlisten des Herzogtums Westfalen 1663–1801“. Mit dem Workshop zur jüdischen Geschichte in Westfalen und Lippe erweiterte die Historische Kommission ihr Angebot zum Thema um eine Veranstaltungsreihe.

Die vier Bände des Handbuchs der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe (Foto: Burkhard Beyer).

Der Workshop zur jüdischen Geschichte

Der erste Workshop zur jüdischen Geschichte in Westfalen und Lippe 2018 diente unter anderem dazu, das im Nachgang des Handbuchs vorhandene Interesse an einem persönlichen Austauschund der Vernetzung von Interessierten zur jüdischen Geschichte abzufragen – 2025 findet nun der bereits vierte Workshop statt. Charakteristisch für die Veranstaltungsreihe sind die Bandbreite der vorgestellten Betätigungsfelder und die Zusammenarbeit von Forschenden und Laien, die sich für lokale Projekte zur jüdischen Geschichte einsetzen. Die Vielzahl der Ideen und Initiativen in der Region wurde auch bei den Vorbereitungen des dritten Workshops, der 2023 in Drensteinfurt stattfand, ersichtlich. Die Anfragen für Vorträge waren derart zahlreich, dass nicht alle Projekte berücksichtigt werden konnten. Da eine zeitliche Ausweitung des Workshops keine Option darstellte, entstand in der Geschäftsstelle der Historischen Kommission die Idee, ein digitales Netzwerk einzurichten. Das Netzwerk sollte einerseits alle Projekte vorstellen und andererseits den stetigen Austausch abseits des Workshops ermöglichen. Erste Gespräche mit den Interessierten und möglichen Partner:innen verliefen vielversprechend, sodass das Vorhaben umgesetzt wurde.

Die Internetseite www.juedische-geschichte.lwl.org

Nach einigen Vorarbeiten ging das digitale Netzwerk zur Erforschung der jüdischen Geschichte Ende Januar 2025 online. Das Kernstück des neuen Online-Angebots ist die Projektübersicht. Nach Orten bzw. Regionen sortiert werden die verschiedenen Projekte vorgestellt, die sich in Westfalen und Lippe mit der jüdischen Geschichte beschäftigen. Das Spektrum umfasst biografische Arbeiten, Ausstellungen, Buchprojekte, pädagogische Angebote, Gedenkprojekte und vieles mehr.

Screenshot der Projektübersicht.

Da sich das Netzwerk nicht nur an Forschende, sondern auch an Laien richtet, stellt die Historische Kommission „Forschungstipps“ auf der neuen Internetseite bereit. In der Übersicht sind erste Anlaufstellen aufgeführt, die Informationen und Quellen für Interessierte bereithalten. Dazu zählen Archive, digitale Ressourcen wie Datenbanken oder Sammlungen und Handbücher. Eine weitere Möglichkeit, um erste Anfragen zu einem bestimmten Thema zu stellen, bieten die Kooperationspartner der Historischen Kommission, die mit einem kurzen Vorstellungstext und Kontaktdaten aufgeführt sind.

Einen weiteren Schwerpunkt der Internetseite bilden die Publikationen der Historischen Kommission, die größtenteils kostenfrei digital zur Verfügung stehen. Die Informationen und Downloadlinks zu den jeweiligen Werken finden sich auf einer Unterseite übersichtlich zusammengestellt. Zudem wird die Internetseite zeitnah noch um einen Veranstaltungskalender ergänzt. Informationen zu den Workshops werden bereits angezeigt.

Das Netzwerk ist als lebendiger Ort des Austausches konzipiert und dient darüber hinaus der Inspiration für neue Initiativen und Projekte. Über Anmeldungen und Hinweise freut sich die Historische Kommission sehr. Ansprechpartner: Florian Steinfals (Florian.Steinfals@lwl.org).

Kategorie: Ankündigungen

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