Der Sinn des Selbermachens
Auf den ersten Blick haben pinkfarbene Bohrmaschinen, Knabenhandarbeitsvereine und ein Duschpeeling mit Gesteinsmehl wenig gemeinsam. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich jedoch eine Gemeinsamkeit: all dies steht im Zusammenhang mit Handarbeit, Heimwerken und Do it yourself.
Eine frühe Initiative, die auf die sozialerzieherische Wirkung des Selbstmachens setzte (der Begriff des Do it yourself setzte sich erst im Laufe der 1950er Jahre durch) datiert im Kaiserreich bereits auf die Zeit der Hochindustrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert: Um insbesondere die männliche Jugend zu tugendhaften und leistungsstarken Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen, wurden zahlreiche Vereine mit unterschiedlicher Ausrichtung gegründet. Sie wendeten sich beispielsweise gegen Alkoholkonsum, das Herumlungern auf der Straße oder die Vergnügungssucht. Gemeinsam war ihnen ein erzieherisches Anliegen. Ein solcher Verein war der in den 1880er Jahren gegründete „Deutsche Verein für Knabenhandarbeit“. Er propagierte die Handarbeit als eine wichtige Tätigkeit für Vater und Sohn, die sie beide an die Wohnung band – der Sohn lungerte nicht mehr herum, der Vater verbrachte seine Freizeit mit der Familie statt in der Kneipe und war dort – ein nicht unwichtiger Nebeneffekt – auch vor politischer Agitation (z.B. durch die Sozialdemokratie) gefeit.