Niklas Regenbrecht
Der Text der Postkarte ist so knapp gehalten, dass er hier in die Artikelüberschrift passt: „Zur Beruhigung! Nichts passiert Gruss Anni“. Zugelassen waren laut Anweisung auch nur zehn Worte. Diese sollten in Klartext gehalten sein, für verschlüsselte Nachrichten sollten Karten wie diese ebenso wenig dienen, wie für ausführliche Berichte. Es handelt sich um eine „Eilnachricht“ aus dem Bombenkrieg im Deutschen Reich oder wie es die Textseite in fetten roten Buchstaben festhält, um ein „Lebenszeichen.“
Im Zuge der intensivierten Luftangriffe auf deutsche Städte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges dienten diese Karten der Ersatzkommunikation. Das – im privaten Rahmen noch nicht flächendeckend verbreitete – Telefonnetz unterlag zunehmenden Einschränkungen und Zerstörungen, auch der reguläre Postversand litt unter Störungen. Ausbombungen und Evakuierungen machten es nötig, dass Betroffene ihre Angehörigen schnell über Gesundheitszustand und über neue Adressen und Erreichbarkeiten informieren konnten.
Die aufgedruckten Anweisungen „Deutlich schreiben!“ und die Forderung nach „Klartext“ dienten jedoch nicht nur der Sicherstellung einer schnellen Versandabwicklung durch die Post, sie deuten auch darauf hin, dass die Inhalte überprüft wurden.