Lutz Volmer
Das älteste erhaltene Fachwerk-Bauernhaus in der heutigen Großstadt Bielefeld ist bereits seit 1994 der Forschung bekannt. Sein steiles Dach und die kräftigen Knaggen am Dielentor deuten auf ein hohes Alter hin. Das Alter des Hauses konnte, da keine Bauinschrift vorhanden war, aber lange nicht genau eingeschätzt werden. Durch private Initiative hat der Dendrochronologe Erhard Pressler aus Gersten/Emsland schließlich 2016 mehr als ein Dutzend Proben aus mehreren Bauphasen des Hauses entnehmen können. So gelang der Nachweis, dass es sich um eines der ältesten noch stehenden ländlichen Häuser auf dem Gebiet der Stadt Bielefeld handelt. Derzeit ist es das älteste bekannte.
Eine bauhistorische Untersuchung verbunden mit einem konstruktionsgerechten Aufmaß ergab, dass wesentliche Teile des Ursprungsbaus von 1576 noch vorhanden sind. Es handelte sich um einen Zweiständerbau mit bis zum Rückgiebel durchlaufender Diele und Seitenschiffen auf beiden Seiten. Das Innengerüst war, wie im späten 16. Jahrhundert üblich, weitgehend offen, es scheint nur einzelne Wohnräume bzw. –kammern gegeben zu haben. Flettluchten, Erweiterungen am hinteren Ende der Diele scheinen klein oder nicht vorhanden gewesen zu sein. Das relativ gut erhaltene Kammerfach wurde 1735 angebaut und verbesserte die Wohnverhältnisse erheblich.
Über die Dokumentation des Hauses hinaus zeichnet Uwe Standera die Geschichte der Hofstelle anhand aller erreichbaren Quellen detailliert nach. Bereits die Ursprünge des kleinen Hofes sind relativ gut überliefert; wahrscheinlich ist er um 1531 auf der damaligen Stieghorster Heide als „Kotten“ des Nachbarhofes Korte entstanden.
Bibliographische Angaben:
Uwe Standera, Lutz Volmer: „Ein Bauernhaus von 1576. Der Hof Papenbrock in Bielefeld-Stieghorst“. 44 Seiten; zahlreiche Abbildungen.