Bei den Festen des Vereins bot „Kamerad Kramer“ mit seiner Künstlertruppe mit „theatralischen Darbietungen“ den Rahmen. 1906 nahm man an der Einweihung des Bismarckturms teil, 1909 gab sich der Verein eine Fahne „mit fliegendem Adler und Gardestern“, 1913 feierte er in Laar das Roonfest mit. Im Ersten Weltkrieg war etwa die Hälfte der 102 Mitglieder „im Felde.“ Acht Mitglieder ließen dort ihr Leben. 1922 löste „Kamerad Reinhold Dürkopp“ (geb. 8.6.1894, gest. 29.6.1977 in Herford, er war Besitzer des Autohauses an der Johannisstr. 40/48) den Vorsitzenden ab.
Heinrich Wehmeyer gehörte 1929 zu den noch lebenden Gründungsmitgliedern des nunmehr 135 Männer starken Vereins. Politisch war der Garde-Verein natürlich kaisertreu, revisionistisch und republikfeindlich, in der Festschrift von 1929 finden sich das Gedicht „Die Lüge der Kriegsschuld“, aber auch die Liedertexte „Gardemarsch“ und „Mein Regiment, mein Vaterland“ zeigen diesen Geist. Auf einer weiteren Fahne bezeichnete sich der Verein als „letzte Stütze des Königs“
Daher passt auch der Besuch beim Kaiser in dieses Bild. Im Zweiten Weltkrieg war der Verein weiter aktiv, eine Veranstaltung wird in der Kriegschronik 1943 erwähnt. Nach 1945 versammelte sich der Verein unter der geretteten Fahne, 1960 der Vorstand hinter einem Wimpel. Inzwischen hatte der Verein sich dem 1945 verbotenen und 1952 wieder gegründeten Kyffhäuserbund angeschlossen, der heute seine Rolle als Reservisten- und Schießsportverband betont, sich aber eher am rechten Rand des politischen Spektrums bewegt.
Am 27. Januar 1964 feierte der Verein das 60jährige Jubiläum mit den beiden alten Fahnen und beklagte, dass die Stadt ihn nicht bei der Versetzung des Kriegerdenkmals vom Alten Markt auf den alten Friedhof am Eisgraben gefragt hatte. Für 50 Jahre Treue zum Verein wurden Reinhold Dürkopp, Paul Bunte, Wilhelm Schaper, Hermann Meier, für 40 Jahre Richard Brinkschmidt, Johann Heitmann, Wilhelm Stahlberg und Anton Wiechers mit der goldenen Nadel des Kyffhäuserbundes nebst Urkunde ausgezeichnet. Die Spuren des Garde-Vereins verlieren sich in den 1970er Jahren – das Kommunalarchiv hätte großes Interesse an weiteren Daten und Unterlagen!
Zuerst erschienen in: HF-Magazin. Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford, Nr. 116, 18.03.2021, herausgegeben von der Neuen Westfälischen.
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