Niklas Regenbrecht
Schriftrollen waren in der Antike das vorherrschende Medium zum Festhalten von Texten. Sie wurden meist aus Papyrus gefertigt, mit Tinte handbeschrieben, aufgerollt und in Tonkrügen oder Regalen aufbewahrt. Im Mittelalter setzten sich zunehmend Pergament – und ab dem Spätmittelalter auch Papier – als Beschreibstoffe durch. Ebenso wurde die Schriftrolle von der Buchform abgelöst, wenngleich die Rollenform nicht ganz verschwand, beispielsweise für bestimmte Urkunden. In der Gegenwart hat sich der Gebrauch auf wenige Zwecke konzentriert, wie die jüdischen Torarollen.
Auch ohne Kenntnisse der Buchgeschichte vorauszusetzen, kann man annehmen, dass in der Allgemeinbildung oder Populärkultur die Schriftrolle mit einem „altertümlichen“ oder auf irgendeine Art und Weise „historischen“ Image assoziiert wird. Möglicherweise haben dazu die Antikenbegeisterung und die romantische Mittelalterverklärung seit Beginn des 19. Jahrhunderts beigetragen. Es existiert so etwas wie die Figur eines mittelalterlichen Ausrufers, der eine Schriftrolle entrollt und von dieser dann eine bedeutende Verkündung verliest.