Erntezeit – Alltag auf dem Lande
Andreas Eiynck
Die Erntezeit – sie ist immer noch die Arbeitsspitze in der Landwirtschaft. Das ist aber auch schon alles, was an Tradition geblieben ist. Ernteromantik ist schon lange nicht mehr – falls es sie denn jemals gegeben hat.
Durch veränderte Anbauarten besonders im Grünfutterbereich sowie die Ausweiterung des Maisanbaus für Futter und Biogas beginnt die Ernteperiode heute schon zeitig im Frühjahr mit der Grassilage und reicht dann mit den Kartoffeln und dem Körnermais bis weit in den Herbst. Dass die Muskelkraft dabei schon seit vielen Jahrzehnten keine Rolle mehr spielt, ist allgemein bekannt. Sense und Sichte kennen heutige Landwirte nur noch aus dem Heimatmuseum. Und immer mehr Erntearbeiten übernehmen anstelle der Bauern die Lohnunternehmer.
Dieser Berufszweig begann einst mit den großen Dreschmaschinen, mit denen die Lohndrescher früher von Hof zu Hof fuhren. Heute übernehmen sie immer mehr Arbeiten auf dem Feld und auf dem Hof, teilweise bis in den Stall hinein. Besonders Viehhalter können sich dadurch ganz auf ihre Tierbestände konzentrieren. Ein Landwirt ist heute hoch spezialisiert und auf seinem „Land“ nur noch selten zu finden.
Die Lohnunternehmer setzten hingegen auf immer größere, schnellere und damit leistungsfähigere Erntemaschinen. War einst das Einbringen der letzten Garbe bei der Getreideernte der Höhepunkt des „bäuerlichen Jahres“, so ist es heute das Einfahren der Maisernte in den Fahrsilo. Denn an diesem Termin ist nicht nur der Lohnunternehmer mit seiner Mannschaft Tag und Nacht im Großeinsatz, sondern die ganze Familie und nicht selten auch Nachbarn und Verwandte. Für die Kommunikation zwischen den klimatisierten Fahrerkabinen sorgen Handy oder Whatsapp und die Brotzeit bringt der Pizza-Service bis auf den Acker.
Einzelne Landmaschinenhersteller in Nordwestdeutschland sind heute Marktführer in der Erntetechnik, etwa Claas/Harsewinkel bei den Mähdreschern, Krone/Spelle bei den Grünfuttererntern oder Grimme/Damme bei den Kartoffelrodern. Die derzeit stärkste Erntemaschine der Welt wird nicht irgendwo in den USA oder in Russland hergestellt, sondern im emsländischen Spelle vor den Toren von Rheine. Es ist der Feldhäcksler KRONE-BIG-X mit 1156 PS (850 kW).
Hightech gibt es nicht nur an der Universität und in der Industrie, sondern längst auch auf dem Acker. Selbstverständlich werden nicht nur viele Landmaschinen über GPS gesteuert, sondern die bei der Ernte gesammelten Daten liefern auch die Grundlagen für effiziente Düngung und einen wirkungsvollen Pflanzenschutz. Und das gilt für die konventionelle Landwirtschaft ebenso wie für den Bio-Landbau.