Fotobuchpreis für The Wall

21.01.2020

Der Einband des ausgezeichneten Werkes "The Wall" von Annet van der Voort.

Fotobuchpreis für The Wall

Großformatige Fotografien des Atlantikwalls von Annet van der Voort überzeugten die Jury

Christiane Cantauw

Der von der Hochschule der Medien Stuttgart verliehene Deutsche Fotobuchpreis 19 I 20 in Silber geht nach Westfalen: Das Buch The Wall, dessen beispielhafte fotografische Qualität mit dem Preis gewürdigt wird, vereint insgesamt 150 Fotografien von Annet van der Voort (ergänzt durch Texte von Volker Jakob). Sie zeigen einen Teil der zum sogenannten Atlantikwall gehörenden Verteidigungsanlagen (Bunker, Flag-Stellungen etc.), die bis heute an den Küsten Norwegens, Dänemark, Deutschlands, der Niederlande, Belgiens, Frankreichs und der Kanalinseln zu sehen sind, und erzählen von einem gigantischen Bauvorhaben, das mit dem römischen Limes oder der Chinesischen Mauer vergleichbar ist.

Der Fotobuchpreis wurde durch die Hochschule der Medien Stuttgart an Annet van der Voort verliehen.

Am Atlantikwall, der insgesamt 2685 Kilometer langen Verteidigungslinie Nazideutschlands, die zwischen 1942 und 1944 von tausenden Zwangsarbeitern unter menschenunwürdigen Bedingungen errichtet wurde, reihen sich insgesamt über 100.000 einzelne Bauobjekte. Annet van der Voort hat einige derjenigen Betonmonster, die nicht in eine museale Nutzung überführt worden sind, im Laufe von drei Jahren fotografiert.

Die beinahe Din A-4 großen, ausschließlich querformatigen Farbfotografien zeigen die Relikte des Zweiten Weltkriegs in all ihrer Hässlichkeit, (unterschiedlich starken) Verwahrlosung und in ihrer erstaunlichen Variabilität. Lebewesen sind auf den Fotografien höchst selten zu sehen, einige wenige Kühe und Schafe bevölkern einige der Erinnerungsmale, Vogelkot zeugt von weiteren tierischen Aktivitäten. Menschen sind auf keiner der Fotografien abgebildet. Dafür aber menschliche Aktivitäten in Form von Graffitis und Tags.

Achtzig Jahre nach dem Bau des Atlantikwalls zeugen die Fotografien nicht zuletzt von der Furcht derjenigen, die sich mit diesen gigantischen Verteidigungsanlagen schützen wollten. Gleichzeitig erzählen sie aber auch von der Vergänglichkeit des Menschenwerks, das gegen die Gewalt von Wind und Wellen, Sand und Pflanzenwurzeln auf die Dauer eben doch keine Chance hat.   

Das Buch schließt mit dem Wunsch, die Fotografien mögen als Erinnerung und Warnung dienen: It’s bridges we should build, not walls.

Annet van der Voort: The Wall, Berlin 2019, Distanz Verlag (ISBN 978-3-95476-276-7)

Kategorie: Ankündigungen

Schlagworte: Christiane Cantauw · Fotografie