Michael Rosenkötter
Vor etwa 50 Jahren fand der Niederländer Henk Rosenkötter eine bunte Flasche auf einem Flohmarkt und kaufte sie kurzerhand. Schon lange beschäftigte er sich mit der Herkunft seiner Familie und sammelte alles, was er mit seinen Vorfahren aus Südlengern (Kreis Herford) in Verbindung bringen konnte.
Der Flohmarktfund ist aber nicht nur für die Familienforschung interessant. Das zeigt sich bei näherer Betrachtung der Gestaltung der bauchigen Flasche: Auf der einen Seite umrahmen zwei herzförmige Möhren eine Grünpflanze. Eine freundliche Sonne strahlt vom blauen Himmel. Eingerahmt wird diese Szene von floralen Ornamenten in blauer und grüner Farbe. Auf der anderen Flaschenseite steht in geschwungener, gut leserlicher Schrift: „Vivat Jurgen Henrich Rosenkötter Wir beÿden Lieben uns 1813“.
Solche bunt bemalten Flaschen aus Weißglas waren im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts beliebte Hochzeitsgaben der Eheleute untereinander, die als Erinnerung aufbewahrt wurden. Die farbliche Gestaltung und Beschriftung der Flaschen wurde in den Glasbrennereien im Auftrag der Kunden vorgenommen. Auftraggeberin der vorliegenden Flasche war vermutlich die Verlobte von Jürgen Henrich. Sie lässt ihren zukünftigen Ehemann per Inschrift hochleben und bekräftigt: „Wir beÿden lieben uns.“
Hochzeitsflaschen wie die vorliegende waren in Westfalen und im Bergischen Land sehr beliebt. Aus dem Raum Minden-Ravensberg gibt es bislang aber nur dieses Exemplar. Die für die Bemalung der Flasche verwendeten Emailfarben bestehen aus fein zermahlenem, farblosem Glas, dem färbende Metalloxide oder -salze von Kupfer, Kobalt, Chrom oder Mangan beigemengt werden. Der sogenannte Glassfluss wurde mit einem Pinsel aufgetragen und danach in einem Brennofen bei sehr hohen Temperaturen mit dem Glas verschmolzen.