Ann-Kathrin Holler
Was haben selbst gehäkelte Spüllappen und ein historisches Kloster mit kultureller Teilhabe und Kleinstadtkultur zu tun? Alle zwei Jahre schreibt die Stiftung Westfalen-Initiative den Wettbewerb WestfalenBeweger aus, um im Sinne des Subsidiaritätsprinzips das bürgerschaftliche Engagement in Westfalen zu stärken. Ein Blick auf den Sieger 2021 – die gemeinnützige Genossenschaft Kloster Wiedenbrück eG zeigt exemplarisch, was in Rheda-Wiedenbrück für die und von den dort Lebenden so alles bewegt wird und inwiefern auch Spüllappen dabei eine Rolle spielen.
2019 war es so weit: Die Ordensleitung des Franziskanerordens entschloss sich das Kloster Wiedenbrück in Rheda-Wiedenbrück zu schließen. Zuletzt lebten hier nur noch drei Ordensbrüder, viel zu wenige, um einen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudebestand von ca. 2.000 qm Quadratmetern auf einem ca. 3.800 qm großen Grundstück zu erhalten. Das Kloster blickte zu diesem Zeitpunkt auf eine knapp 375-jährige Geschichte zurück, die eng mit der Geschichte und Entwicklung der Stadt Wiedenbrück verbunden war. Bereits im Jahr 1644 war der aus Osnabrück vertriebene Franziskanerorden auf Anordnung des Fürstbischofs von Osnabrück, Franz Wilhelm Graf von Wartenberg, nach Wiedenbrück gezogen, um die Seelsorge der Bevölkerung zu gewährleisten. Um den Ordensklerikern neben Wohnraum Platz für ein Studienhaus zu bieten, wurden angrenzend an die Klosteranlage ein Wohnhaus und die Marienkirche gebaut. Neben den Wallfahrenden und anderen Reisenden trugen auch die Wiedenbrücker durch Spenden und Hilfe bei anstehenden Baumaßnahmen zum Erhalt der Klosteranlage bei. Bis ins 21. Jahrhundert bewohnten und pflegten die Franziskanerbrüder die Klosteranlage, leisteten während Kriegs- und Krisenzeiten sanitäre Hilfe, fortlaufend Seelsorge und bildeten damit ein wichtiges Element der Stadtgemeinschaft. Umso größer war das Entsetzen als 2019 bekannt wurde, dass die Franziskaner die Stadt verlassen.