Gertraud, den Garten baut!
Der 17. März war ein Stichtag für die Gartenarbeit
Christiane Cantauw
Der 17. März als derjenige Tag, der dem Andenken der hl. Gertrud geweiht war, galt als Stichtag für den Beginn der Gartenarbeiten: "Gertraud / den Garten baut", hieß es sprichwörtlich, oder „Ist’s an St. Gertrud sonnig, wird’s dem Garten wonnig“. Die Beete sollten an diesem Tag umgegraben sein und überhaupt sollte der Garten den Eindruck erwecken, dass sein/e Besitzer/in hier schon einige Zeit gearbeitet hatte. Auch für die Feldarbeit war der Namenstag der heiligen Gertrud offenbar ein Startschuss: „Sünte Gertrud drift den Plog harut“ (Die heilige Gertrud treibt den Pflug heraus), heißt es in einer Wetterregel, die im Archiv für Alltagskultur bewahrt wird.
Die Verknüpfung von bestimmten Arbeiten in Haus und Hof mit Heiligengedenktagen zeigt ganz deutlich die Durchdringung des Alltags durch den christlichen Glauben, die noch bis in die 1960er Jahre hinein feststellbar ist. Für die jahreszeitlich wechselnden Aufgaben, Pflichten und Termine wie Beginn der Garten- und Feldarbeit, Gesindewechsel oder Abgaben galten die Heiligengedenktage als Merkhilfe.
Mit dem Leben der jeweiligen Heiligen hatten die Stichtage meist nur auf einer ganz allgemeinen Ebene etwas zu tun: So ist der 17. März dem Gedenken an die heilige Gertrud von Nivelles gewidmet. Sie lebte im 7. Jahrhundert und war eine Tochter von Pippin dem Älteren. Als Äbtissin eines von ihrer Mutter gegründeten Klosters bemühte sie sich vor allem um die Bildung der weiblichen Jugend. Ihr außerordentlicher Eifer für die Betreuung von Kranken, Witwen, Pilgern und Gefangenen ließ sie zur besonderen Patronin von Spitälern werden, die im Mittelalter vielerorts ihren Namen tragen. Ihr Gebet vertrieb der Legende nach eine Mäuse- und Rattenplage und rettete damit die Ernte in der Gegend, weshalb die Heilige in der Regel mit einer Maus als Attribut dargestellt wird. Aus dem letzteren Grund ist sie wohl auch für die Garten- und Feldarbeit „zuständig“.