„Hagen.Heimat.bunt“: Der Hagener Heimatbund feiert seinen 100. Geburtstag

04.02.2025 Christiane Cantauw

Die beiden Vorsitzenden des Hagener Heimatbundes, Jens Bergmann (links) und Michael Eckhoff, an einem Info-Stand anlässlich einer Großveranstaltung im Stadtteil Wehringhausen (Foto: HHB).

Michael Eckhoff

Der Hagener Heimatbund e.V. (HHB) feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Er wurde 1925 von engagierten Hagenerinnen und Hagenern gegründet, die sich zum einen die „typische Heimatforschung“ auf die Fahnen geschrieben hatten, die zum anderen aber auch Objekte aus der Stadtgeschichte sammeln wollten, um letztendlich ein „Heimatmuseum“ aus der Taufe heben zu können. In Hagen, größte Stadt Südwestfalens (Großstadt seit 1928), durfte man sich zwar bis 1922 am privaten Folkwang-Kunstmuseum des 1921 verstorbenen Sammlers Karl Ernst Osthaus erfreuen, aber die Idee, auch eine stadtgeschichtliche Sammlung in Hagen anzulegen, spielte vor 1925 nur eine beiläufige Rolle.

Seit dem Jahr 1933 konnte der HHB die ersten Räume in einer früheren Fabrikantenvilla im Herzen der Stadt für seine neuangelegte Sammlung nutzen. Schon wenig später entstand dann ein Heimatmuseum in der klassizistischen Villa Moll an der Potthofstraße. Geleitet vom ehemaligen Schulungsleiter der NSDAP-Ortsgruppe Göttingen und Funktionär im Reichsstudentenbund, Dr. Gerhard Brüns (1907–1981), war es von Anfang an auf die NS-Ideologie ausgerichtet. Die Villa wurde in den letzten Kriegswochen zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Das frühere Hagener Gerichtsgebäude an der Hochstraße. Es sollte Ende der 1970er Jahre abgerissen werden. Der Heimatbund setzte sich für den Erhalt ein. Heute ist es das Domizil des Hagener Stadtmuseums (Foto: Charlien Schmitt/Stadt Hagen).

Erneut existierte in der Großstadt Hagen lange Zeit kein stadthistorisches Museum. Und abermals war es der HHB, der in den späten 1970er Jahren darauf drängte, eine solche Einrichtung zu schaffen. Dieses Ziel konnte dann im früheren Kreisgericht an der Hochstraße, einem Bauwerk aus der Spät-Schinkel-Ära, zu Beginn der 1980er Jahre realisiert werden. In dieser Phase richtete der HHB seine Vereinsarbeit zudem auf eine umfangreiche Forschungs- und Publikationstätigkeit aus, die vornehmlich in die Herausgabe der zehnbändigen Stadtteilbücherreihe „Hagen einst und jetzt“ und einer Zeitschrift („Hagener Impuls“) sowie in die umfangreiche Mitwirkung am seit 1959 jährlichen erscheinenden „Hagener Heimatbuch“ mündete.

Neue Tätigkeiten kamen nach der Jahrtausendwende hinzu, so die Anbringung von Infoschildern an prägnanten Gebäuden, die Rettung von Kunstwerken und Künstlernachlässen wie zum Beispiel von Theodor Brün oder auch die engagierte Mitwirkung bei Stadtführungen, VHS-Veranstaltungen und Vortragsreihen zur Stadtgeschichte. Mit seinem Büro ist der HHB aktuell im „Hagener Archivturm“ auf dem Gelände des Wirtschaftsbetriebs Hagen, Eilper Straße 136, beheimatet. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtarchiv, mit dem eine gute Zusammenarbeit gepflegt wird. Außerdem unterhält der Verein zwei Lager für die vielen gesammelten Künstlernachlässe und für diverse Exponate zur Stadtgeschichte.

 

Neue Schwerpunkte

Der Vorstand des Heimatbundes mit den beiden Vorsitzenden Jens Bergmann und Michael Eckhoff möchte seit etwa 2020 durch Einbindung aktueller Entwicklungen neue Akzente setzen. Diese Neuausrichtung wurde vehement vorangetrieben, ohne dabei die alten Betätigungsfelder gänzlich aufzugeben. Breiten Raum nehmen mittlerweile ein: die Beschäftigung mit Migration und Kolonialismus, die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel sowie die Beteiligung an Initiativen, Aktionen und Arbeitskreisen, in denen es um „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) geht.

Ein erheblicher Teil der Heimatbund-Veranstaltungen findet mittlerweile im Hagener AllerWeltHaus statt (Foto: AWH).

Eng verknüpft war diese Entwicklung zunächst mit der 2019/2020 erfolgten Positionierung des Westfälischen Heimatbundes e. V. (WHB), dem Dachverband der westfälischen Heimatvereine, zum Heimatbegriff („Heimat für alle – Engagement für Integration“) und mit der WHB-Idee, dass Heimatvereine als „Brückenbauer für Integration“ dienen könnten. Daraus resultierte der Vorstoß, mit dem Hagener AllerWeltHaus (AWH) ins Gespräch zu kommen. In diesem Haus, das etwa dort steht, wo 1935–1945 das erwähnte Heimatmuseum existierte, gibt es neben dem Eine-Welt-Laden noch ein Kulturzentrum. Ferner hat hier die Regionalpromotorin des Eine-Welt-Netzes NRW für den Bereich Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis/Märkischer Kreis/Hochsauerlandkreis ihren Dienstsitz.

Im Jahr 2021 führte die Zusammenarbeit zwischen dem HHB und dem Eine-Welt-Netz zu ersten Erfolgen: Es entstand die Reihe „Hagen.Heimat.Bunt“. Bereits im Jahr darauf ergab sich – trotz der Corona-Pandemie – eine zusätzliche Perspektive. Schon in früheren Jahren haben sowohl der Heimatbund als auch das AllerWeltHaus eng mit der Hagener Volkshochschule zusammengearbeitet. Diese Kooperation wurde seitdem in vielfältigster Weise ausgebaut. Das „Trio“ verständigte sich darauf, in der gemeinsamen Arbeit vorrangig die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (die „Sustainable Development Goals“) in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei sind die drei Organisationen nicht allein „unterwegs“, sondern sie arbeiten wiederum mit vielen Kooperationspartnern zusammen. Dazu zählen die FernUniversität Hagen, Schulen, Naturschützer:innen bzw. Naturschutzvereine, ein pensionierter Oberförster, Stadtplaner, Musiker:innen, eine Köchin, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Deutschland, Upcycling-Spezialisten und -Spezialistinnen oder auch Weltläden, um nur einige wenige Institutionen zu nennen. Sprich: Die Vernetzung zahlreicher Akteurinnen und Akteure ist ein wichtiger Schlüssel zum großen Erfolg dieser Reihe.

Zu den wichtigsten Betätigungsfeldern des Hagener Heimatbundes gehört das Erstellen von Infotafeln, die an prägnanten Bauwerken platziert werden. Rund 80 Schilder wur-den bereits angebracht (Foto: Stefan Fuhrmann).

Seit 2022 haben der HHB, das AllerWeltHaus und die VHS immerhin schon weit über 200 Veranstaltungen durchführen können, die allesamt unter der Überschrift stehen: „Nachhaltigkeit vor Ort – die Weltretter-Reihe – 17 Ziele für ein besseres Morgen“. Die 17 Ziele der Vereinten Nationen sollen bis zum Jahr 2030 bekanntlich weltweit für ein menschenwürdiges Leben sorgen – und dies bei gleichzeitiger Einhaltung von Klima- und Umweltstandards, die die Natur und unseren Planeten wirklich schützen.

Um zu veranschaulichen, in welch einer breiten Veranstaltungspalette sich der Heimatbund, das AllerWeltHaus und die VHS bewegen, soll hier ein kleiner Blick in das „Weltretter-Programm“ des 1. Halbjahrs 2024 geworfen werden. Das Jahr begann mit einem Imkerei-Kurs, einem Seminar zum „lebendigen NATURgarten“ und mit Workshops zum Arbeiten mit Naturfarben bzw. zum Obstbaumschnitt. Sodann stand das Thema Mode/Ultra Fast Fashion mehrfach im Mittelpunkt. Ebenso spielt der Wald immer wieder eine bedeutende Rolle im Angebot: Wie kann man ihn und die mit ihm verknüpfte Artenvielfalt retten bzw. erhalten? Da Hagens Fläche immerhin zu über 40 Prozent aus Wäldern besteht, fällt dieser Aspekt besonders stark ins Gewicht.

Einer der ersten großen Höhepunkte im Jahresveranstaltungsverlauf ergab sich im März 2024 durch die Teilnahme an den Internationalen Wochen gegen Rassismus mit mehreren Führungen, Vorträgen und Ausstellungen. Im Mittelpunkt stand hierbei die Präsentation der bemerkenswerten, aber auch sehr bedrückenden Ausstellung „4074 Tage – Tatorte der NSU-Morde“.

Koch-, Orangen-, Wildpflanzen-, Nuss-, Amphibien-, Klimafit-Kurse machten mit den 17 UN-Zielen ebenso vertraut wie Ganztagsexkursionen (etwa ins Rheinische Braunkohlerevier rund um Hambach) und Pflanzentauschbörsen.

Die Hagener Industrie profitierte einst nicht unerheblich von den deutschen Kolonien. So lieferten einige Hersteller beispielsweise Macheten und Sackhauer. Das Thema Ko-lonialismus nimmt aktuell in der Heimatbund-Arbeit einen breiten Raum ein (Repro: Michael Eckhoff).

Der Auseinandersetzung mit „kolonialen Spuren in Hagen“ misst der Heimatbund eine besondere Bedeutung bei. Hinzu kommt, dass der LWL das Jahr 2024 zum POWR-Jahr ausgerufen hatte, in dem es um das „postkoloniale Westfalen-Lippe“ ging. Der Heimatbund hat in vielen Arbeitskreisen mitgearbeitet (u. a. in Zusammenarbeit mit dem Hagener LWL-Freilichtmuseum), zahlreiche Vorträge und Exkursionen organisiert und ist vor Ort der wichtigste Partner von „Exile“. Die Organisation „Exile“ hat in Essen einen Stadtrundgang als Audiowalk zu den dortigen „kolonialen Spuren“ (Colonial Tracks) erarbeitet. Ein ähnlicher Rundgang wurde unter der örtlichen Federführung des Heimatbundes auch in Hagen erarbeitet und Mitte Januar 2025 im Auditorium des Museumsquartiers einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Nun steht also das Jubiläumsjahr an. Das Motto lautet: „Hagen.Heimat.Bunt“. Dass der Heimatbund seine erfolgreiche Kooperation mit der VHS, dem AllerWeltHaus, der FernUniversität, dem Stadtmuseum, dem Hagener LWL-Freilichtmuseum und vielen anderen Akteur:innen fortsetzt, versteht sich von selbst. Zudem wurde eine Vortrags- und Exkursionsreihe ins Leben gerufen, die die Geschichte Hagens in den Mittelpunkt rückt. Darüber hinaus soll im Oktober eine Festschrift erscheinen, die zwei Phasen der Vereinsgeschichte besonders stark berücksichtigen wird: die 1920er/1930er Jahre sowie die aktuelle Ära. Der Höhepunkt steht am 9. Oktober auf der Tagesordnung – mit einer großen Veranstaltung mitten in der Innenstadt. Geplant ist ein unterhaltsames Fest in der Shopping-Mall „Volmegalerie“.

Fragen zum Jubiläumsprogramm sowie rund um die Aktivitäten des Hagener Heimatbundes beantwortet der Vorsitzende Michael Eckhoff unter info@michaeleckhoff.de oder sind auf der Webseite www.hagener-heimatbund.de einsehbar.

Kategorie: Ankündigungen

Schlagwort: Michael Eckhoff