Sonja Langkafel
Das Städtische Museum Herford zeigt und beschreibt in der neuen stadtgeschichtlichen Ausstellung auf einer Medienstation „Orte des Nationalsozialismus“. Denn Orte und ihre Menschen eigenen sich gut, um (Stadt)Geschichte anschaulich zu erzählen.
Die Nationalsozialistische Partei und ihre Gliederungen wollten die Menschen von klein auf erfassen, um sie in ihrem Sinn zu beeinflussen. Alle sollten von Kindheit an von einer Parteiorganisation zur nächsten wechseln, ihrem Alter, Geschlecht und Beruf entsprechend. So wie die Partei das Leben aller lückenlos zu kontrollieren versuchte, so besetzten oder beeinflussten sie und ihre Gliederungen zahlreiche Orte in der Stadt.
Das NSDAP-Kreisamt für Kultur zum Beispiel griff zur Stabilisierung der nationalsozialistischen Herrschaft und Ideologie überwachend und lenkend in den Kulturbereich ein. Das Museum reagierte darauf mit Anpassung und profitierte.
Dem „Verein für Heimatkunde“, der das 1882 gegründete Museum betreute, war es 1931 gelungen das Haus Unter den Linden 12 zu kaufen. Er richtete dort eine Dauerausstellung ein und nannte das Museum nun „Haus der Heimat“. Die positive Museumsentwicklung setzte sich auch nach der Machtergreifung fort.
Schon 1933 hatte der Vorsitzende des Vereins, Dr. Gerhard Budde, in einem Schreiben an die Stadtverwaltung unterstrichen: „Der Heimatverein hat schon vor der Machtergreifung im Sinne des Führers gearbeitet, da sollte es nicht schwer sein, einen gangbaren Weg zu finden.“ Über seinen „Dienst für Heimat, Reich und Volkstum“ wurde anerkennend geschrieben und für den Museumsanbau gab es 1937 einen hohen städtischen Zuschuss.
Der ehrenamtliche Leiter des Museums, Gustav Schierholz, definierte die neuen Aufgaben des Museums in Anlehnung an die NS-Ideologie 1937 folgendermaßen: „Zweck und Ziel ist neben der Aufbewahrung von Kunstschätzen vergangener Zeiten die volkserzieherische Aufgabe, das bewußte Hinführen zur Heimat und Heimatpflege, die Erziehung zum Volkstum, zur Erkenntnis des Rassegedankens.“ Ausstellungen, Veranstaltungen sowie die Zusammenarbeit mit den Schulen und NSDAP-Gliederungen orientierten sich hieran. So ist es nachvollziehbar, dass es während des Krieges gelang mit dem Museum an den heutigen Standort umzuziehen. Die Stadt stellte die angekaufte Villa dem Heimatverein unentgeltlich für das Museum zur Verfügung.
Zuerst erschienen in: HF-Magazin. Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford, Nr. 129, 12.06.2024, herausgegeben von der Neuen Westfälischen.