Herford Meadows und Calftown
Westfalen als Einwanderer in Quincy/Illinois
Mehrere Millionen Deutsche wanderten im 19. Jahrhundert in die USA ein, darunter auch zahlreiche Westfalen. Die meisten stammten aus dem ländlichen Raum und träumten von einer eigenen Farm. Doch in der Realität jenseits des Atlantiks boten auch das Handwerk, der Handel und die aufblühende Industrie der USA einen guten Einstieg in eine neue Existenz.
Das galt besonders für die aufstrebende Kleinstadt Quincy/Illinois, die sich dank ihrer verkehrsgünstigen Lage am Mississippi rasch zu einem Zentrum für Gewerbe und Industrie entwickelte. Über 10.000 Deutsche ließen sich in der Zeit zwischen 1840 und 1870 hier nieder, die meisten davon stammten aus Nordwestdeutschland. Für eine Kleinstadt war das eine ganze Menge und so bildeten die Deutschen die größte ethnische Gruppe in Quincy. 1870 stammten hier 43 % der Einwohner aus Deutschland. Sie wohnten verstreut unter anderen Nationalitäten im ganzen Stadtgebiet, aber schwerpunktmäßig im Südwesten der Stadt in der Nähe der Industrieanlagen am Mississippi. Hier gab es viele deutsche Läden, Handwerksbetriebe, eine deutschsprachige Zeitung und deutsche Kirchengemeinden. Auch wer kein Englisch sprechen konnte, kam hier bestens zurecht. Für die deutsche Community war Quincy weithin bekannt.
Viele deutsche Einwanderer kauften sich, aus der Landwirtschaft stammend, ein großes Grundstück und errichteten sich darauf in Eigenarbeit ein kleines Häuschen in einem einfachen Baustil. Dabei bevorzugten die Deutschen den soliden Backsteinbau, der – für Amerika ungewöhnlich - in ihren Straßen rund 70 % der Bebauung ausmachte. Vor dem Haus wurden Blumenbeete und ein großer Gemüsegarten angelegt, im Hinterhof grunzten die Hausschweine, liefen Hühner und Gänse und viele deutsche Familien hielten sogar eine eigene Kuh. Kein Wunder, dass dieses Viertel bald unter dem Namen „Calftown“ bekannt wurde. Und da viele Einwanderer aus dem Raum Herford stammten, nannte man das angrenzende Wiesengelände die „Herford Meadows“.