Veranstaltungshinweis: Von der „Rasse“ zur „Population“: humangenetische Wissensproduktion im Münsterland der 1950er und 1960er Jahre

26.02.2025 Niklas Regenbrecht

Hollerith-Karten-Raum im Neubau des Instituts für Humangenetik, circa 1961. (Quelle: Otmar von Verschuer: Erbpathologie (Das Medizinische Prisma, Bd. 8), S. 21.)

Podiumsgespräch zur Ausstellung „Gene – Vielfalt des Lebens“ im LWL-Museum für Naturkunde, Münster, Donnerstag, 6. März 2025, 18:00 bis 19:30 Uhr

Ort: Speaker’s Corner im LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster

Anmeldung und Zoom-Link via Indico: https://indico.uni-muenster.de/event/3252/

Genetik findet nicht nur in abgeschlossenen Laboren statt. Seit einigen Jahren sind genetische Tests zur Ermittlung der biogeografischen Herkunft eine billige Ware geworden, sie werden von Laien zum Vergnügen und in der Familienforschung verwendet. Gemeinsam mit der Universität Münster, dem Verein für Computergenealogie und der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung erforscht das LWL-Museum für Naturkunde in einem bürgerwissenschaftlichen Projekt von 2025 bis 2027 die alltägliche Verwendung von genetischen Analysen in der Genealogie: Wer nutzt solche Testangebote, mit welchen Erfahrungen ist das verbunden? Welche Kritik äußern Engagierte in den genealogischen Vereinen und welche Bedenken bestehen seitens des Datenschutzes? Wie schätzen Fachleute der Genetik diese Angebote ein? Was wissen wir aus der Geschichte Humangenetik über Massenerhebungen?

Karteikarte des „Genetik-Registers“ aus dem Jahr 1959. (Quelle: Universitätsarchiv Münster, Bestand 130.)

Als Auftakt der Podiums- und Werkstattgespräche stellen Isabel Heinemann und Lukas Alex am 6. März ihr zeithistorisches Forschungsprojekt zur Wissensgeschichte der Humangenetik in der Bundesrepublik vor. Für die Forschungen des Münsteraner Humangenetikers Otmar von Verschuer erlangte das „Genetik-Register“ eine große Bedeutung. Damit versuchte von Verschuer in den 1950er und 1960er Jahren einen möglichst vollständigen Überblick über genetische Erkrankungen im Münsterland zu erhalten. Zwar äußerten Zeitgenossen vereinzelt Kritik, insbesondere mit Blick auf die NS-Zeit. Vor allem aber repräsentierte die öffentlich finanzierte Studie den zeittypischen Trend zu großen Registerprojekten und versorgte das Institut für Humangenetik in Münster mit Proband:innen und Daten.

Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen; Fragen und Diskussionsbeiträge sind ausdrücklich erwünscht!

Prof. Dr. Isabel Heinemann war bis 2023 Professorin an der Universität Münster, seither ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Universität Bayreuth.

Lukas Alex, M.Ed., studierte Geschichte und Mathematik an der Universität Münster und untersucht in seiner Dissertationsforschung im DFG-Projekt „Bevölkerung, Familie, Individuum: Wissensgeschichte der Humangenetik in der frühen Bundesrepublik 1949-1965“ auch die Münsteraner Erhebungen der 1950er und 1960er Jahre.

Das Gespräch wird moderiert von Prof. Dr. Elisabeth Timm, Lehrstuhl für Kulturanthropologie an der Universität Münster.

Eine Veranstaltung des bürgerwissenschaftlichen Projekts „Erzählen Deine Gene Dir Deine Geschichte?! DNA-Tests als Waren und populäres Vergnügen“. Kooperationspartner im Verbund 2025 bis 2027: LWL-Museum für Naturkunde, Münster; Verein für Computergenealogie e.V., Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung e.V., Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Münster. Koordination: Elisabeth Timm, Lehrstuhl für Kulturanthropologie, Universität Münster.

Kategorie: Veranstaltungen

Schlagworte: Museum · Universität