Christiane Cantauw
Im Atelier aufgenommene Portraits auf Papier waren seit den 1860er Jahren ein beliebtes Mittel, um bleibende Erinnerungen zu schaffen. Die Preise für eine Sitzung beim Fotografen waren allerdings dergestalt, dass ein Besuch im Fotoatelier bis ins 20. Jahrhundert hinein für einen Großteil der Bevölkerung nicht in Frage kam. Für das Bürgertum war eine Atelierfotografie dementsprechend ein probates Mittel, um zu zeigen, wer man war und dass man sich etwas leisten konnte. Anders als ein gemaltes Portrait galten die vom Fotografen gefertigten Bilder als modern und waren als Visitkartenformate auch im Dutzend zu bestellen, so dass sie sich zu einem beliebten Geschenk entwickelten. Repräsentative Alben, die in den bürgerlichen Salons zum Durchblättern ausgelegt wurden, kündeten von der Praxis des Sammelns von Portraitfotografien, die eindrucksvoll auch die familiären Netzwerke visualisierten.