Beliebt waren daher bei starkem Arbeitsbedarf vor allem Zugochsen, die nach einem arbeitsreichen Leben schließlich als Schlachtochsen endeten. Besonders in den Marktflecken und Wigbolden (= Minderstädten) des Münsterlandes wurden sie im 19. Jahrhundert in großer Zahl gehalten. So sind allein im Wigbold Ochtrup bei einer Viehzählung 252 Ochsen verzeichnet.
In den Kleinbetrieben der Kreise Borken und Ahaus, dem klassischen „Sandmünsterland“, wurden im 19. Jahrhundert statistisch auffällig viele männliche Rinder gehalten, die dort als Zugtiere eingesetzt waren. Erst nach 1870 ging diese Nutzung allmählich zurück, doch traten nun häufig Kuhgespanne an die Stelle der Ochsen.
Den bäuerlichen Kleinstbetrieben, also Kleinköttern, Neubauern und Heuerleuten, gab die Kuhanspannung die Möglichkeit, in ihrer bescheidenen Landwirtschaft unabhängig zu agieren, also ohne die Bauern ständig um die Gestellung von Pferdegespannen zu bitten und diese teuer bezahlen oder abarbeiten zu müssen. Betriebswirtschaftlich stellte dies einen wesentlichen Vorteil dar, auch wenn die Arbeitsleistung der Kühe natürlicherweise zulasten der Milchproduktion ging.
Dies erklärt möglicherweise auch, warum im Münsterland häufig mit einer gewissen Herablassung auf die „Kuhbauern“ geblickt wurde. Denn dieser Begriff bezeichnete früher nicht einen Milchvieh haltenden Landwirt, sondern einen Kleinbauern, der seine Kühe vor Pflug und Wagen spannte.
Die Art der Anspannung mit Kummet und Joch, Blatt- und Sielengeschirr oder anderen Hilfsmitteln war einst ein Klassiker in der volkskundlichen Geräteforschung. Sie wurde untersucht, erhoben und in Kartenwerken dargestellt. Zu tiefschürfenden Ergebnissen kam man dabei nicht, doch dokumentieren die einschlägigen Untersuchungen immerhin eine heute längst vergessene Art der Tiernutzung. Die Bedeutung der Kuhanspannung als Indiz für einen Umbruch in der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert wird heute vor allem von den Agrar- und Sozialhistorikern untersucht.