Bei der ersten Ortsbegehung zeigte sich, wie stark das Häuschen über die Jahrhunderte in Mitleidenschaft gezogen worden war. Das Fachwerk war durch eindringendes Wasser an der Straßen- und Westseite zerstört. Ein zweiter fachmännischer Blick offenbarte dann aber Sensationelles. Denn zur Erbauung des Häuschens war im 18. Jahrhundert vermutlich ein abgetragener Wehrturm genutzt worden. Damit dürfte das Haus in erheblichen Teilen tatsächlich aus dem ältesten Profanbau der Stadt Iserlohns bestehen. Ein Vergleich mit einem Urkataster von 1829 legt diese Vermutung des Vereins nah. Weitere Nachforschungen zur Nutzung des Hauses ergaben, dass hier seit 1727 einfache Handwerker gewohnt haben.
Wie ihre Wohnverhältnisse sich dargestellt haben, belegt ein weiterer spannender baulicher Fund: die sogenannte „Kostgängerkammer“ auf dem Dachboden des Häuschens. Sie war im Rahmen einer vorab durchgeführten Bauforschung von Dr. Fred Kaspar in seiner Eigenschaft als LWL-Denkmalpfleger entdeckt worden. Die ohnehin schon beengten Wohnverhältnisse wurden jahrzehntelang also noch durch Untermieter verkleinert. Solche Kostgängerkammern wurden ursprünglich eingerichtet, um Soldaten einzuquartieren, wenn Militär in den Städten untergebracht werden musste. Später wurden sie auch aus finanzieller Not heraus vermietet. Die wenigen Quadratmeter reichten dabei gerade für eine Pritsche und einen Stuhl. Wasch- und Kochmöglichkeiten waren nicht vorhanden. Hier musste in Absprache mit der Hausgemeinschaft eine Lösung gefunden werden. Die Kostgängerkammer im Häuschen Südengraben 28 ist vermutlich das einzige existierende Zeugnis solcher innerstädtischer Wohnverhältnisse, die im 19. Jahrhundert in den unteren Gesellschaftsschichten weit verbreitet waren.