Jürgen Scheffler
Um 1800 lebten in den Dörfern Nordlippes und in der Stadt Barntrup zahlreiche Juden. Als Schutzjuden hatten sie einen besonderen rechtlichen Status. Erst im Zuge der Gleichstellung der Juden in Lippe 1849 sowie 1858 wurden die damit verbundenen Beschränkungen aufgehoben.
Um 1800 gehörte Isaac Samson zu den Schutzjuden in Bega. Als die Juden in Lippe auf Grund einer Verordnung der Fürstin Pauline aus dem Jahre 1809 deutsche Familiennamen annahmen, wählte Isaac Samson den Namen Hochfeld, nach einer Flurbezeichnung in Bega. In den frühen 1840er Jahren verließ er mit seiner Familie Bega und zog über Brake nach Lemgo. Er war der erste Jude, der 1849 in den Bürgerverband der Stadt aufgenommen wurde.
In Lemgo wurden seine Söhne Isaac und Jacob Hochfeld, die in Bega geboren waren, erfolgreiche Kaufleute und Unternehmer. Isaac Hochfeld gehörte zu den Mitgründern der „Lippischen Thonwarenfabrik“ in Dörentrup, Jacob Hochfeld führte den Pferdehandel seines Vaters fort.
Die Söhne von Isaac Hochfeld gründeten ein Importgeschäft für Südfrüchte. 1904 wurde die Firma von Lemgo nach Hamburg verlagert. Siegmund Hochfeld, der Sohn von Jacob Hochfeld, betrieb den Pferdehandel in Lemgo bis zu seinem frühen Tod 1924.
Heinz, Lotte und Ernst Hochfeld, die Kinder von Siegmund Hochfeld und seiner Frau Paula, wuchsen in Lemgo auf. Ihre Lebenspartner bzw. –partnerinnen kamen aus jüdischen Familien in Nordlippe. So entstand ein verwandtschaftliches Netzwerk der Familien Hochfeld aus Lemgo, Schleyer aus Bösingfeld, Arensberg aus Alverdissen, Maybaum aus Barntrup und Rosenheim aus Lüdenhausen.
In der NS-Zeit konnte eine Reihe von ihnen emigrieren, u.a. in das damalige Palästina und nach Südafrika. Diejenigen, die in Deutschland blieben, wurden deportiert und in den NS-Vernichtungs- und Konzentrationslagern ermordet.
Heute leben die Nachkommen der Familien auf fünf Kontinenten. 59 von ihnen trafen sich im April 2017 zu einem Familientreffen in Lemgo und zur Eröffnung der Ausstellung „Gehen oder Bleiben? Die jüdische Familie Hochfeld“. Im Februar 2019 wurde die Ausstellung im „Johannesburg Holocaust & Genocide Centre“ in Südafrika gezeigt. Die Initiative ging von Steve Hochfeld aus, der mit seiner Frau Penny in Johannesburg lebt. Die Ausstellung wurde in Anwesenheit von mehr als 200 Gästen eröffnet.