Kathrin Schulte
Jugendarbeit als Prävention gegen die „Saat der Irreligiösität und Gottlosigkeit“ (S.15) zur Förderung von „Gemeinsinn und Gottesfurcht, Heimat- und Vaterlandsliebe“ (S.16)? Aus der Perspektive von Kirche und Staat war dies im ausgehenden 19. Jahrhundert durchaus notwendig, da man mannigfaltige Gefährdungen der nachwachsenden Generation ausmachte, denen etwas entgegengesetzt werden sollte. Die Industrialisierung hatte zu einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen und infolge derer zur Herausbildung der Jugend als eigener Lebensphase geführt: Die bürgerliche Jugend lebte aufgrund einer verlängerten Ausbildung länger im Elternhaus, die Jugend aus Arbeiterfamilien zog früh aus, um nach Ende ihrer Schulbildung zum Beispiel andernorts in Fabriken zu arbeiten. Um gerade die letztgenannte Gruppe vor negativen Einflüssen zu schützen, wurde die Jugendarbeit seit Anfang des 20. Jahrhunderts von Seiten der Kirche wie dem Staat zunehmend ausgebaut. So auch in Vreden: Hier wurde 1912 die Jugendabteilung des Arbeitervereins gegründet – als Reaktion auf die Gründung mehrerer Betriebe und die steigende Zahl zugezogener, jüngerer Arbeiter. Kurz darauf wurde auch von kirchlicher Seite eine Jugendabteilung in der Marianischen Junggesellensodalität ins Leben gerufen, die auch durch die Pfarrgemeinde St. Georg unterstützt wurde. Diese Angebote richteten sich anfangs vor allem an männliche Jugendliche, Angebote für Mädchen und junge Frauen sind in den Quellen erst für die Weimarer Republik ersichtlich.