„Kann das weg?“. Was wir sammeln und bewahren

28.05.2021 Niklas Regenbrecht

Blick in die Kabinettausstellung „Kann das weg?“ Foto: kult; Fotografin: M. Volmer.

Corinna Endlich

Wenn Objekte im Museum gezeigt werden, die weder alt noch kostbar, weder einzigartig noch ästhetisch sind, dann ist das für manche Besucher*innen irritierend. Auch bei einem Blick in die Museumsmagazine sind defekte Dinge, Laien-Reparaturen oder Dinge, die erkennbar der „Marke Eigenbau“ zuzurechnen sind, keine Seltenheit. Sie sind auf den ersten Blick vermeintlich ohne jeglichen Wert. Genau da setzt die Kabinettausstellung im kult an: sie stellt Werturteile und Formen des Bewahrens von kulturellem Erbe zur Diskussion.

Das Sammlungskonzept eines Museums legt fest, welche Exponate für die inhaltlichen Schwerpunkte des Hauses wichtig sind und somit gesammelt werden. Gleichzeitig legt ein solches Konzept natürlich auch fest, was nicht gesammelt wird. Dass etwas nicht in die Sammlung übernommen wird, bedeutet aber nicht, dass es wertlos wäre. Wert ist letztlich ja keine Kategorie, die einem Gegenstand per se anhaftet, sondern entspricht einer bestimmten Sichtweise auf ihn.

Strickpüppchen aus den 1970er Jahren. Im Internet finden sich heute zahlreiche Anleitungen zur Fertigung solcher Puppen – es ist wieder aktuell. Foto: kult; Fotografin: M. Volmer.

Die Sonderausstellung macht das, was schon das Schaudepot im kult anschaulich macht: Sie zeigt die Unterschiede zwischen dem privaten und dem professionellen musealen Sammeln auf. Ausgestellt werden unterschiedliche Objekte, die beschädigte Oberflächen haben, zusammengebastelt, verdrahtet oder repariert sind – irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. Und, wenn es nur die scheinbare Beliebigkeit ist, wie ein selbstgestricktes Püppchen aus den 1970er Jahren beweist, bei dem man sich fragt, warum es überhaupt gesammelt wurde.

„Das ist doch nicht schön, warum bewahrt ihr das denn auf?“ Solche und ähnliche Anmerkungen hören Museumsmacher*innen in Häusern mit volkskundlichen und/oder kulturhistorischen Sammlungen nicht selten. Doch Schönheit ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks: in der Kunst ebenso wie in einem Museum. Beim musealen Sammeln kann es nicht nur um den reinen Schau- oder Geldwert eines Objektes gehen, sondern um den wissenschaftlichen, kulturhistorischen oder regionalen Aussagewert der Sammlungsgegenstände, die aus ganz unterschiedlichen Gründen etwas Besonderes und Bewahrenswertes darstellen.

Die Zusammenstellung der Objekte in der Ausstellung richtet den Blick auf das Unscheinbare, das Beliebige, den erkennbaren Defekt und eben auch auf den musealen Wert. Jedes einzelne Stück erzählt seine ganz eigene persönliche Geschichte und gibt uns damit Auskunft über das Leben der Menschen hinter diesem Gegenstand.

Aufgeteilt nach den Kategorien „seltsam“, „beliebig“, „defekt“ oder „unverändert“ werden ausgewählte Stücke verschiedener Materialgruppen ausgestellt. Das Leitobjekt einer jeden Kategorie bekommt dabei einen besonders exponierten Platz: in einer gelben Mülltonne! Denn irgendwie sind die Dinge ja auch recyclebar …

Die Kabinettausstellung im kult in Vreden ist ab dem 21. Mai 2021 zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums zu sehen. Informationen zu den jeweils geltenden Besuchsoptionen gibt es auf der Website: www.kult-westmuensterland.de.

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