Sebastian Schröder
Als Feldmesser stand er in preußischen Diensten, vermaß Ländereien, Grenzen und Gemeinheitsgrundstücke. Er verkehrte in den aufgeklärten Kreisen des Minden-Ravensberger Landes und genoss bei deren profiliertesten Vertretern hohes Ansehen, etwa beim Jöllenbecker Pfarrer Johann Moritz Schwager (1738–1804). Außerdem wusste der Zeitgenosse, wie man Torf stach, Häuser konstruierte und schließlich zeichnete er sich als begnadeter Künstler aus, der die von ihm kreierten Karten detailreich ausschmückte und kolorierte. Kurzum: Dieser Mann war ein wahres Multitalent; mithin eine Persönlichkeit, die geradezu idealtypisch das Zeitalter der Aufklärung spiegelt. Doch wer war dieser vielfältig begabte Mensch? Die Rede ist vom Bauernsohn Johann Hermann Siekendiek aus Versmold-Bockhorst.
Siekendiek wurde am 23. Februar 1731 als Johann Hermann Kleinebecker in Versmold-Oesterweg geboren. Schon als Kind zog die Familie auf den Hof Siekendiek in der heute zur Stadt Versmold gehörigen Bauerschaft Bockhorst. Johann Hermanns Vater übernahm das Gehöft und trug fortan den Namen Siekendiek. Es handelte sich um eine alte Stätte, die zu den größten Besitzungen in Bockhorst zählte. Johann Hermann Siekendiek heiratete 1752 Maria Elisabeth Herschmann aus dem nahegelegenen Borgholzhausen und verantwortete ab diesem Zeitpunkt die Landwirtschaft. Insgesamt acht Kinder wurden dem Ehepaar geboren, von denen allerdings nur drei das Erwachsenenalter erreichten.
Zur Besitzung Siekendiek in Bockhorst gehörte auch eine Wassermühle; einen Neubau initiierte Johann Hermann Kleinebecker – wie damals im Torbogen explizit vermerkt wurde. Doch Siekendiek war weit mehr als ein „normaler“ Bauer und Mühlenbesitzer. Darüber hinaus war er Vorsteher des Kirchspiels Bockhorst. Ihn zeichnete aus, dass er sehr gut schreiben konnte; sein Schriftbild ist heute noch gestochen klar und ausgesprochen gut zu lesen. Überdies beherrschte er selbst schwierig anmutende Rechenoperationen. Wie er dieses Wissen erwarb, bleibt bislang jedoch ein Rätsel. Eines scheint aber gewiss: Ausschließlich an einer „herkömmlichen“ Landschule kann er diese Fähigkeiten nicht erworben haben.