Die Seiten und die Decke des Krippenkastens sind bauschig mit gelb-blauem, glitzerndem Papier ausgeschlagen. Sie sind wohl dem Sternenhimmel der Nacht von Bethlehem nachempfunden. Der Vordergrund wurde mit ganz alltäglichen Dingen gestaltet: Schneckenhäuser, getrocknete Feldblumen und kleine Scherben von einem Spiegel.
Auf den heutigen Betrachter wirkt so eine Krippenszene sicherlich etwas naiv. Offensichtlich wurde hier mit einfachsten Mitteln aus dem alltäglichen Bereich die Weihnachtsgeschichte eingenständig gestaltet. Dazu muss man die einfachen Wohn- und Lebensverhältnisse auf einem Kotten im Münsterland um 1800 bedenken: Mensch und Vieh in einem Raum, die Feuerstelle ohne Rauchabzug. In dieser Lebenswelt ist die Krippe der Anna- Katharina Emmerick entstanden.
Die Herkunftsgeschichte lässt sich nicht bis in die Zeit der Emmerick, sondern lediglich bis in die 1920er-Jahre zurückverfolgen. Damals war der später unterbrochene Seligsprechungsprozess für die fromme Nonne schon einmal weit fortgeschritten und an ihren Lebensorten in Coesfeld und Dülmen wurde eifrig um Bekanntgabe von Gegenständen geworben, die in der Bevölkerung noch vorhanden waren und an Anna-Katharina Emmerick erinnerten.
1923 wurde die St. Jakobi-Kirche in Coesfeld, die Taufkirche der Emmerick, für die rasch wachsende Gemeinde erweitert. Dabei entstand auch eine inoffizielle „Emmerick-Kapelle“, die zur Verehrung der zukünftigen Heiligen geplant war. Dort soll auch die Kastenkrippe der Anna-Katharina Emmerick Aufstellung gefunden haben. Sicher ist jedenfalls, dass der Coesfelder Bildhauer Eduard Fischer in dieser Zeit ein neues Gehäuse für die Krippe gestaltet hat. Die von Fischer gestaltete, beschnitzte Vorderfront zeigt Rankenwerk und im Giebel die verschlungenen Buchstaben KE, die Initialen von Katharina Emmerick.
Wo sich die Krippe zuvor befunden hatte, wurde damals sicherlich dokumentiert, die entsprechenden Unterlagen sind aber nicht überliefert. In Coesfeld war das wertvolle Erinnerungsstück als „Emmerick-Krippe“ allgemein bekannt. Ob die Krippe von Anna-Katharina Emmerick selber gestaltet wurde, ob sie sich in ihrem Besitz befand oder in welchem Zusammenhang sie sonst zu der Kastenkrippe stand, ist unbekannt.