Andreas Eiynck
Einst bildeten die heutigen Gemeinden Schapen im Emsland und Hopsten im Münsterland ein gemeinsames Kirchspiel. Doch seit dem Jahr 1400 verlief mitten durch die Bauerschaft Borken die Landesgrenze zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Tecklenburg, später zwischen der preußischen Provinz Westfalen und dem Königreich Hannover, heute zwischen NRW und Niedersachsen.
Im 19. Jahrhundert wurde über diese Grenze viel geschmuggelt. Damals soll der Überlieferung nach auch der Brauch des „Kattenknüppelns“ entstanden sein. So berichtete es jedenfalls Karl Hofhues (1930-2020) in einem Interview 2015 dem Emslandmuseum. Und Hofhues Karl, das weiß jeder in Schapen, der musste es wissen, denn der wohnte sein Leben lang an der Bramhofstraße und war von Kindheit an dabei.
Einer der Schmuggler fuhr häufig nachts mit einer Kiste voller Schmuggelgut von Schapen nach Hopsten und kehrte tagsüber mit der leeren Kiste über die offizielle Zollstraße nach Schapen zurück. Bald hatten die Zöllner ihn auf dem Kieker und kontrollierten jeden Tag seine Kiste, die aber immer leer war.
Eines Tages wurde es dem Schmuggler zu bunt. Er steckte eine Katze in die Kiste, und als die Zöllner den Behälter öffneten, sprang die Katze hinaus und sauste auf einen Baum. Da der Mann ja nachweislich nichts geschmuggelt hatte, forderte er von den Zöllnern, die Katze wieder einzufangen, sie hätten schließlich die Kiste geöffnet und das Tier entwischen lassen.
Nun versuchten die Zöllner, die Katze vom Baum zu locken und als das nicht gelingen wollte, warfen sie mit Knüppeln nach dem armen Tier, um es vom Baum herunter zu bewegen.
Mittlerweile waren etliche Bewohner des Bramhofes hinzugeeilt und es gab ein großes Spektakel, bei dem die verhassten Zöllner natürlich die Dummen waren.
Zur Erinnerung an dieses große Ereignis, so wusste es Karl Hofhues zu berichten, veranstalten seitdem die jungen Leute vom Bramhof alljährlich zur Fastnacht das „Kattenknüppeln“, und zwar dicht an der Grenze in der Bauerschaft Bramhof.
Und wenn nun die Brauchtumsexperten diese Version anzweifeln und darauf verweisen, dass es doch in Dänemark das Katzenschlagen zur Fastnacht und im Übrigen viele Parallelen zu anderen Fastnachtsbräuchen wie Gänsereiten oder Hahnentreten gibt (alles nichts für Tierfreunde!), dann ist das den Bramhöfern herzlich egal.
An einem Samstagmorgen in der Karnevalszeit schwärmen sie aus, um – bunt kostümiert und mit einer Teufelsgeige bewaffnet – an den Haustüren um Eier und Mettwürste zu bitten. Ein Trinkgeld und Alkohol werden auch gerne genommen. Letzteren gibt es an diesem Tag ohnehin reichlich. Die Rollen und Kostüme sind genau festgelegt: Das „Eierwief“, das in einem Korb die Eier einsammelt, der „Herr“, ihr Mann, der „Wurstsammler“ mit der „Fleschkgaffel“, der „Chef“ mit dem Zylinder, der alles organisiert, der „Düwel“ mit der Teufelsgeige und die übrigen Gecken.