Verso werden auf den Serienscheinen Ansichten aus allen deutschen Kolonien gezeigt. In Reihe I sind die afrikanischen „Schutzgebiete“ abgebildet: Kamerun, Togo, „D. Süd-West-Afrika“ und „Dtsch.-Ost-Afrika“, in Reihe II werden die Kolonien im asiatisch-pazifischen Raum gezeigt: Samoa, „Kiautschou“, „D. Neuguinea“ und Marianen-Karolinen. Zu sehen sind in dieser Untergruppe beispielsweise der Hafen von Apia, der Deutsche Klub in Tsingtau, ein „Pfahldorf der Eingeborenen“ in Neuguinea sowie die Marianen-Insel Pagan. Eingerahmt werden die zentralen Abbildungen rechts und links von Palmen. Auf den Afrika-Serienscheinen sind neben den zentralen Abbildungen Afrikanerinnen und Afrikaner sowie ein Elefant zu sehen. Unterhalb der Abbildungen findet sich jeweils ein zweizeiliges Zitat.
Auch Reihe II arbeitet mit einer textlichen Botschaft. Auf den vier Serienscheinen finden sich je zwei Verse aus dem „Bundeslied vor der Schlacht“ von Theodor Körner (1791 – 1813):
Hinter uns im Graun der Nächte
Liegt die Schande liegt die Schmach.
Liegt der Frevel fremder Knechte
Der die deutsche Eiche brach.
Unsre Sprache ward geschändet,
Unsre Tempel stürzten ein;
Unsre Ehre ist verpfändet,
Deutsche Brüder, löst sie ein!
Das Gedicht bezog sich auf die Schlacht an der Göhrde am 12. Mai 1813; Theodor Körner, der sich dem Lützowschen Freikorps angeschlossen hatte, weilte im Mai 1813 in Dannenberg, wurde aber kurz vor Beginn des Gefechts abgezogen, um an anderer Stelle zu kämpfen. Die Notgeldscheine bringen das Gedicht aus den Befreiungskriegen in Zusammenhang mit den deutschen Kolonien im asiatisch-pazifischen Raum. Dahinter steht die Idee, die „Kolonialschuldlüge“ – d. i. die im Versailler Vertrag enthaltene Einschätzung der Siegermächte des Ersten Weltkriegs, Deutschland sei als Kolonialmacht unfähig gewesen – als solche zu enttarnen. Idyllische Dörfer und Strände sowie die beeindruckende Architektur des Deutschen Klubs in „Tsingtau“ werden als Beleg für das positive Wirken der Deutschen in den asiatisch-pazifischen Kolonien ins Feld geführt.
Ein Serienschein aus Reihe I zu „Dtsch. Ost-Afrika“ ist untertitelt mit der Frage „Wann wird der Retter kommen diesem Land?“ Die zentrale Abbildung zeigt auf diesem Schein die Boma von Daressalam. Hierbei handelt es sich um das erste Stationsgebäude der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Daressalam im heutigen Tansania. Einen seinerzeit verfallenen Palast von Majid bin Said, dem Sultan von Sansibar, bauten die deutschen Kolonisatoren 1887 in mehrmonatiger Bauzeit zum Fort aus, das 1898/99 erweitert wurde und als Polizeistation und Gefängnis diente. Dieses Gebäude repräsentiert die gerade in Ost-Afrika unübersehbare Brutalität der deutschen Truppen, die die Gegenwehr der Einheimischen im „Bushiri-Aufstand“ (1889/90), bei der Wahehe-Revolte (1891 – 1894) und im Maji-Maji-Krieg (1905 – 1907) mit Waffengewalt niedergeschlagen hatten. Allein der Maji-Maji-Krieg und in seiner Folge eine Hungersnot aufgrund der Zerstörung von Feldern und Brunnen durch die deutschen Truppen kosteten 250.000 – 300.000 Afrikaner und Afrikanerinnen das Leben. All das war in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert durchaus bekannt, hatten doch die Sozialdemokraten und die Zentrumspartei seit 1905 im Parlament darauf hingewiesen. Wie man sich nach der jahrzehntelangen Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung durch Zwangsarbeit und der blutigen Niederschlagung jeglicher Gegenwehr als „Retter“ bezeichnen konnte, ist in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehbar. Wohl aber ist ersichtlich, was man sich von der Kolonialherrschaft erhoffte, denn das wird auf dem Serienschein auf kleinen Bildchen neben der Untertitelung gezeigt: Elfenbein und Kakao.