Christof Spannhoff
Der Begriff klingt auf das erste Hören wie der Name eines norddeutschen, regional begrenzten, dunklen Gerstensaftes: Torfbier. Doch handelt es sich bei diesem weniger um ein alkoholisches Getränk als um die Benennung eines jährlichen Festessens, das im münsterländischen Heidedorf Ladbergen (heute Kreis Steinfurt) abgehalten wurde. Und zwar ist unter Torfbier ein geselliges Beisammensein zu verstehen, bei dem der Ladberger Pfarrer diejenigen Gemeindemitglieder einmal jährlich bewirtete, die ihn mit Torf als Brennstoff versorgt hatten. „Es war für die Ladberger Bauern ein großer Festtag, sich auf Kosten des Pfarrers einmal gütlich zu tun.“ Das berichtet der Ladberger Chronist Friedrich Schoppenhorst (1848–1918). Diese Gewohnheit führt also in eine Zeit zurück, als die Geistlichen noch kein festes Salär bezogen, sondern auf die Abgaben der Gemeindemitglieder angewiesen waren. Erst in den 1890er Jahren wurde in Preußen das traditionelle dezentrale Pfründensystem durch eine einheitliche zentrale kirchliche Besoldung abgelöst. Der Name Bier ist dabei schlichtweg die Bezeichnung für eine Festivität gewesen. So gab es etwa Gildebiere (als Feiern der Gilden und Bauerschaften), Kindbiere (Taufen) oder Kranzbiere (Kränzen). Das bei diesen Feierlichkeiten genossene Getränk, das Bier, wurde zum Synonym für das Fest selbst. Das Trinken war ein Hauptbestandteil dieser Feste, bei denen kräftig dem Alkohol zugesprochen und entsprechend ausgelassen gefeiert wurde. Deswegen waren sie seit dem 17. sowie verstärkt im 18. und 19. Jahrhundert auch der Obrigkeit ein Dorn im Auge, die versuchte, diese Veranstaltungen zu dezimieren.