Lipp I Stadt I Geschichte(n). Das Stadtarchiv Lippstadt hat ein neues Vermittlungsformat erarbeitet

02.09.2022 Niklas Regenbrecht

Eine Kurzreise in die Vergangenheit bietet das Stadtarchiv Lippstadt mit seinen LIPP|STADT|GESCHICHTE(n) einmal pro Monat. (Foto: Stadtarchiv Lippstadt, NL 81, 425-9, Juli 1951)

Stadtgeschichte neu und anders präsentiert das Stadtarchiv Lippstadt in einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel Lipp I Stadt I Geschichte(n). Stadtarchivarin Claudia Becker erzählt im Interview, was es damit auf sich hat.

Christiane Cantauw: Lipp I Stadt I Geschichte(n): Ein Stündchen Stadtgeschichte - das klingt nach einer Vortragsreihe, ist es aber nicht. Können Sie erklären, was die Besucher:innen der Veranstaltungen erwartet?

Claudia Becker: Im Rahmen der LIPP|STADT|GESCHICHTE(n) gibt es zwar auch Vorträge, aber eben nicht nur. Und die Vorträge sind eher Plaudereien aus dem archivischen Nähkästchen, so etwa Rechercheergebnisse zu Anfragen an das Archiv, aus denen sich viele neue Mosaiksteine zur Stadtgeschichte ergeben. Auch Externe können einen Abend gestalten, wie eine Schülerin mit ihrem erfolgreichen Beitrag zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten oder ein Journalist, der sich mit stadthistorischen Themen beschäftigt. Entscheidend ist immer, dass das Vorgestellte wissenschaftlich korrekt erarbeitet ist und dann in einer ansprechenden, gern auch lockeren Art in einer Stunde vermittelt wird.

Das Format bietet aber darüber hinaus viele weitere Möglichkeiten. Bereits konkret geplant ist ein ErzählArchiv; angedacht sind ferner Fotoabende mit Bildbeständen aus dem Archiv, Lesungen aus Archivalien wie Reiseberichten und anderen Lebenserinnerungen, Archivführungen, ein Crash-Kurs „Sütterlin“ lesen, eine weitere Mitmach-Ausstellung zu Zeugnissen aller Art und Gespräche darüber sowie all das, was uns noch einfällt. Denkbar ist erst einmal so ziemlich alles, was mit Lippstadts Geschichte zu tun hat.

Christiane Cantauw: Seit wann gibt es das Format und wie kam es zu der Idee?

Claudia Becker: Das Angebot startete am 11. Juli 2022 mit einer Veranstaltung unter dem Titel „Schluckebier und Kranenkasper. Zwei Lippstädter Namen und ihre Geschichte(n)“. Wegen des unerwartet großen Andrangs – es kamen über 100 Interessierte, von denen nur die Hälfte in unseren Lesesaal passte – wurde der Termin in der Folgewoche wiederholt und war erneut fast ausgebucht.

Die Idee entstand aus Frust über eine Kooperation, die durch die lange Schließung des Archivs in die Brüche gegangen ist. Ich wollte die dadurch entstandene Lücke füllen, und zwar durch etwas völlig Neues, weil ich nicht mit anderen Veranstaltern in Konkurrenz treten wollte. Deswegen ging es weg vom klassischen 1 ½ stündigen Vortrag hin zu einem offenen und flexiblen Format mit monatlicher Veranstaltung von einer Stunde Dauer bei freiem Eintritt und ohne Anmeldung (wenn auch mit dem Risiko, keinen Platz mehr zu bekommen). Das Ganze sollte weitestgehend kostenneutral und ohne großen Aufwand zu realisieren sein, so dass auch bei möglichen neuen (Corona-)Einschränkungen kurzfristig und problemlos ohne Verlust zu reagieren ist. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass das mit ‚Bordmitteln‘ erstellte Angebot sehr gut angenommen wird. Es muss nicht immer die große Sensation sein, über die berichtet wird – es sind vielmehr die kleinen Geschichten aus der Stadtgeschichte, die die Menschen interessieren, ebenso wie unsere Arbeitsweise, also die Wege, auf denen wir zu neuen Erkenntnisse gelangen.

Christiane Cantauw: Wann steht die nächste Veranstaltung an und was erwartet die Teilnehmenden?

Claudia Becker: Weiter geht es am 14.9.2022 mit einem ersten Erzähl-Archiv. Da dreht sich alles um unsere aktuelle Ausstellung unter dem Titel „Können Sie sich ausweisen?“ Mit Leihgeber/inne/n und Interessierten möchten wir uns über persönliche Erfahrungen von Lippstädterinnen und Lippstädtern mit Pässen, Ausweisen, Führerscheinen und Ähnlichem austauschen. Die kleinen, oft unscheinbaren Dokumente öffnen oft ein Tor in die Geschichte, die sonst verborgen und unbekannt bleiben würde.

Kommende Veranstaltungen:

14. September 2022, 19 Uhr: „Können Sie sich ausweisen?“ Geschichten rund um Pässe, Ausweise, Führerscheine usw. (Erzähl-Archiv)

6. Oktober 2022, 19 Uhr: Kein Wein! Lippstadt vor 225 Jahren

Veranstaltungsort ist das Stadtarchiv Lippstadt, Soeststraße 8, Lippstadt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Weitere Informationen unter: www.stadtarchiv-lippstadt.de

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Schlagwort: Claudia Becker