Der Marienmonat Mai
Andreas Eiynck
Marienverehrung gehört zur katholischen Kirche wie der Papst und der Zölibat – man muss sie nicht haben, aber mit ihnen ist es schöner und feierlicher. Angeblich manches auch einfacher.
Wenn Gottes Sohn Mensch geworden ist, so lautet die theologische Überlegung, dann hatte er auch eine Mutter – die biblisch überlieferte Frau Maria. Und wenn die Christen alle Schwestern und Brüder des Herrn sind, dann ist Maria die Mutter der Christenheit. Welche Mutter aber könnte ihren Kindern in einer Notlage die Fürsprache verweigern? Ein tröstliches Konzept.
Wenn das Frühjahr erwacht ist, wenn die Fastenzeit und Ostern überstanden sind und die Natur sich in ihrer schönsten Pracht zeigt, dann feiern die Katholiken ihren Marienmonat Mai – früher mehr, heute meistens weniger.
In meiner Kindheit im Münsterland fehlte in kaum einem Haus ein Marienbild, das in diesem Monat mit Blumen und Kerzen geschmückt wurde. In vielen Familien betete man im Mai den Rosenkranz – für eine gute Ernte, gegen die Krankheit von Oma oder um irgendeinen anderen guten Zweck. Hinzu kamen die Marienlieder in den Sonntagsgottesdiensten und die sogenannten Maiandachten.